Betty Blitzkrieg „Voodookind“ / VÖ 03.07.2009

 

 

 

Manchmal schlägt die Kunstform der Musik die buntesten Blüten. Da propagieren Cover und Biografie schmissigen Punkrock, der sich dann in Wirklichkeit jedoch als Trio (kennt die noch jemand? Das sind die mit „Da Da Da“) meets uninspiriertes Gitarrengeschrubbe entpuppt. Mit dem, was ich unter Punkrock verstehe und was Bands wie die Ramones oder Sex Pistols unsterblich machte, hat Betty Blitzkrieg allerdings so viel zu tun wie die Bild mit objektivem, gut recherchiertem Journalismus.

 

Das (Miss)Erfolgsrezept von Betty Blitzkrieg ist simpel: Man nehme das immer gleiche Synthie-Geklicker, variiere von Song zu Song nur die Frequenz minimal (damit spart man sich gleich auch den Drumcomputer), schrubbe völlig untalentiert über seine verstimmte E-Gitarre und sammele sich einen eigentlich nett aussehenden jungen Mann von der Straße, der zumindest ein paar Töne trifft, dem man eine zugegebenermaßen kreative und unterhaltsame Biografie auf den Bauch schneidert und der dieser hirnrissigen Idee sein Gesicht leiht. Vielleicht wird das Unterfangen sogar von der Bundesregierung subventioniert, wieder einer weniger in der Arbeitslosenstatistik – das macht sich gut im Wahljahr! Vielleicht übertreibe ich aber auch maßlos oder der gute Betty hat mich auf dem falschen Fuß erwischt. Allerdings fallen mir fast die Sackhaare aus, wenn ich lyrische Großtaten wie „Ihr möchtet Sonnenschein – aber es gibt kein“ vorgesetzt bekomme. Was muss man rauchen, um sich solche Zeilen einfallen zu lassen? Zumal es wenigstens ansatzweise besser geht, was „Küss mich“ beweist, das mit „Bettina“ von Fettes Brot und Jackos „Billie Jean“ kokettiert. Und trotzdem wäre „Voodookind“ wohlmöglich sogar in der Hochphase der Geschmackslegasteniker (genau, ich rede von der Neuen Deutschen Welle) mit fliegenden Fahnen untergegangen.

 

„Kriegt ihr gern euer Gesicht in die Kacke gedrückt?“ heißt es stilvoll in „Le Glam“. Die richtige Antwort darauf muss natürlich lauten: „Willst DU deine Kacke nicht lieber für dich behalten?“. In „Geblasen in den Wind“ singt unser Freund mit dem Klebeband im Gesicht „Du willst nicht sein wie ich“ und trifft wenigstens damit den Nagel auf den Kopf. Die Musikindustrie muss wirklich ziemlich am Ende sein, wenn wir schon so weit sind, dass ein solch geschmacksresistenter Quark über ein Major Label veröffentlicht wird.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 17.06.2009