Beth Hart & Joe Bonamassa "Seesaw" / VÖ 17.05.2013

  

Vor zwei Jahren legten Beth Hart und Joe Bonamassa (Ex-Black Country Communion) den Grundstein für ihre durchaus stimmige gemeinsame Karriere. Oder sollten wir besser sagen ihr gemeinsames Projekt, das in erster Linie Soul-Klassikern neue Anerkennung in der Gegenwart verschaffen sollte. Gleichzeitig war es für Beide eine Art Huldigung der eigenen Wurzeln. Als Beth Hart dann kein Jahr später "Bang Bang Boom Boom" veröffentlichte, fiel dem aufmerksamen Hörer auf, dass das gemeinsame Debüt "Don't explain" wie eine Art Initialzündung wirkte, in Folge derer auch Beths Soloalbum sich unüberhörbar Soul, Blues und gar Big Band-Elementen zuwandte. Was wiederum nicht gänzlich neu war, in dieser konsequenten Form aber doch überraschte.

Weniger verwundert einen da schon, dass das Duo Hart/Bonamassa nun mit "Seesaw" nachlegt. Die Rezeptur bleibt grundsätzlich erst einmal die gleiche, weshalb es der Blues Rock ist, der hier klar den Ton angibt. Dabei kommt dann auch schon mal eine Nummer wie "Close to my Fire" heraus, die nicht nur eine warme Atmosphäre versprüht, sondern sich auch verführerisch ins Ohr schmeichelt. Dem gegenüber steht mit dem Opener "Them there Eyes" eine tanzbare Swingnummer, wobei man auch zu "Can't let go" eine flotte Sohle aufs Parkett legen könnte, wofür vor allem die groovige Rhythmussektion verantwortlich ist. Trotzdem ist man sich schnell sicher, dass es vor allem die Ike & Tina Turner-Nummer "Nutbush City Limits" ist (wurde auch schon mal von Nashville Pussy gecovert), die Beth Hart wie auf den Leib geschrieben scheint. Hier darf die Rockröhre endlich mal zeigen, welche Power in ihr steckt, was man als Fan eigentlich nur begrüßen kann. Weniger rockig aber ebenfalls ein Garant für gute Laune ist der Titeltrack, bei dem sich auch Joe Bonamassa mal etwas mehr zeigen und ein schönes Solo einstreuen darf. Die Bandbreite komplettiert die zurückhaltende Hangover-Nummer "A Sunday Kind of Love", die wie geschaffen scheint für den Morgen nach einer viel zu langen Nacht. Was alle Songs verbindet ist die Tatsache, dass es sich durchgängig um Coverversionen handelt und zwar von Jazz-, Blues- und Rocksongs, die zum Teil schon 70 Jahre und mehr auf dem Buckel haben und bereits von Legenden wie Ella Fitzgerald und Frank Sinatra intoniert wurden. Hart und Bonamassa haben also tief in der Vergangenheit geschürft und so gewissermaßen die Wurzeln des Rock ´n´ Roll frei gelegt. Das Ergebnis ist erneut durchaus interessant und hat Charme, was Fans der beiden Solokarrieren und des gemeinsamen Debüts "Don't explain" als Kaufanreiz reichen wird. Für die Zukunft wünscht man sich aber auch mal ein echtes, gerne auch etwas härteres Rockalbum der Beiden. Das würde bei dem stimmlichen bzw. handwerklichen Potential mit ziemlicher Sicherheit ein echter Volltreffer werden.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de