Beth Hart "Better than Home" / VÖ 10.04.2015

 

 

Songwriterin Beth Hart gehört zu denjenigen Musikschaffenden, die sich einfach dahin treiben lassen, wo der Wind sie hin führt. Das waren in den letzten Jahren vermehrt bluesige Pfade, was nicht grundsätzlich schlecht ist - ganz im Gegenteil -, manchen Fan aber weniger angesprochen hat als das, was die US-Amerikanerin bis einschließlich "My California" (2010) abgeliefert hat. "Better than Home" widmet sich jetzt vor allem Beths Lieblingsinstrument: dem Piano.

 

An eben diesem entstehen ohnehin die meisten Songs der 43-Jährigen, die hier wohl ihr bisher persönlichstes Album abgeliefert hat. Entsprechend wenig Trubel bringen die elf Songs mit, der allgemeine Tenor fällt überwiegend nachdenklich aus. Beth Hart gibt die sanfte Träumerin am Piano und nimmt den Hörer mit auf eine Achterbahnfahrt durch ihr Leben und ihre Gefühlswelt. Musik als Therapie sozusagen, etwa wenn sie bei "Tell her you belong to me" die Beziehung zu ihrem Vater und dessen zweiter Frau beschreibt, aber auch in Form von "Mechanical Heart", einer geschickt verpackten Liebeserklärung an ihren Mann. Dass bei solchen Themen kein aufsehenerregendes Spaßalbum entstehen kann, sollte klar sein. Und doch nimmt "Better than Home" auch mal Fahrt auf: "Trouble" soll hier stellvertretend erwähnt sein, wenn musikalisch etwas mehr aufs Tempo gedrückt wird, die Gitarre eine größere Rolle spielt und Beth zumindest ein bisschen mit ihrer Reibeisenstimme spielt. Viel Wärme strahlt der angenehm poppig dahin gleitende Titeltrack aus, der auch auf "My California" nicht fehl am Platze gewirkt hätte. Das Bild am meisten prägen dennoch die ruhigen, eindringlichen Momente: "As long as I have a Song", "Mama, this one's for you", "We're still living in the City". Ist "Better than Home" deshalb ein düsteres Album? Nein, denn Beth Hart liegt nichts ferner als musikalische Depression zu säen, was "The Mood that I'm in" unterstreicht. Es geht eher ums Zwischenmenschliche und das ist eben nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen und schöne heile Welt. Ein kleines bisschen geht es auch ums Erwachsenwerden und das Zurückblicken, darum Dinge in einem gewissen Alter einfach anders und klarer zu sehen. Präsentiert werden diese Themen gnadenlos autobiografisch und authentisch, textlich aber dennoch allgemein genug gehalten, um es dem Zuhörer zu ermöglichen, einen eigenen Bezug herzustellen. Aber das konnte die Kalifornierin schon immer besonders gut, egal in welches Genre man ihre Musik auch stecken wollte.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de