Barren Earth "On lonely Towers" / VÖ 27.03.2015

 

 

Düster waren Barren Earth schon immer, auch epische Momente zeichneten die ersten beiden Alben aus. Mit ihrem Century Media-Debüt "On lonely Towers" erreicht die Truppe aus gestandenen Szenegrößen nun ihren vorläufigen Höhepunkt. Mikko Kotamäki (Swallow the Sun) ist dabei nicht mehr mit von der Partie, er wurde zwischenzeitlich durch Jón Aldará (Hamferd) ersetzt. Hört man sich die neue Scheibe an, so dürften beide Seiten von diesem Schritt profitiert haben. Kotamäki kann sich auf seine Hauptband konzentrieren, und Barren Earth bringen ein paar neue Elemente und Möglichkeiten in ihren Mix aus Doom, Death und Prog ein.

 

Die Anmerkung, dass mit einem Sängerwechsel eine deutliche Veränderung im Klangbild einhergeht, ist eigentlich einen Fünfer ins Phrasenschwein wert. Im vorliegenden Falle ist der Unterschied allerdings besonders bemerkenswert, wodurch die Plattitüde "die Band klingt jetzt ziemlich anders" doch noch ihre Daseinsberechtigung erhält. Wo Mikko auf seinem Gebiet herausragend ist (mal markerschütternd harsch, mal verletzlich - siehe Swallow the Sun), muss sich auch sein Nachfolger keinesfalls verstecken. Vor allem der dramatische Klargesang lässt schnell aufhorchen und hätte auch von Ex-Dimmu Borgir Goldkehlchen ICS Vortex kaum besser vorgetragen werden können. Schon allein durch diese Neuerung bekommt der Sound von Barren Earth einen unüberhörbar neuen Twist, man klingt noch epischer, noch ausladender und in manchen Momenten gar theatralisch. Das zeigt sich schon früh in "Howl", wird mit dem regelrecht rockigen "Frozen Procession" aber sogar von einer noch ungewöhnlicheren Nummer übertrumpft. Dass dabei die Kernkompetenz Death-Doom nicht zu kurz kommt, versteht sich trotzdem von selbst, denn Barren Earth haben ihren Sound verfeinert, nicht komplett über Bord geworfen ("On lonely Towers"). Dazu passt auch das zurückhaltende "Set Alight", bei dem nur der Chorus aufflammt und der bereits erwähnte Klargesang für die großen Gesten zuständig ist. Natürlich ist der Anspruch gestiegen, sowohl der an sich selbst, als auch der an die Fans. Gut hörbar und packend bleibt man dennoch und gönnt sich nur sehr punktuell eine Frickel-Breitseite, etwa während "The Vault", das zeitweise beinahe an Dream Theater-Exzesse erinnert. Aber lassen wir den Jungs ihren Spaß, denn als Zuhörer kommen wir keinesfalls zu kurz bei diesem herausragenden Düster Metal-Leckerbissen, der von Großmeister Travis Smith zudem das passende Titelbildchen spendiert bekommen hat. Große Namen, reife Leistung, tolles Album.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de