Baroness „Yellow & Green“ / VÖ 20.07.2012

 

 

 

Baroness sind so eigenwillig wie das Artwork ihres neuen Doppelalbums. Die vier US-Amerikaner haben spätestens seit ihrem letzten Dreher „Blue Record“ vielerorts mindestens einen Fuß in der Tür, konnte man doch bereits zum zweiten Mal Fans aus verschiedensten Genres für sich begeistern. Das wird auch „Yellow & Green“ wieder gelingen, nicht nur weil man im Grunde zwei Alben auf einmal ins Rennen schickt.

Zwar hätte man das Songmaterial auch auf einem Silberling unterbringen können (Gesamtdauer 75 Minuten), aber Baroness haben sich lieber dazu entschieden, die Songs auf zwei in sich stimmige Alben aufzuteilen. „Yellow“ bildet dabei die etwas grobere, lautere Seite der Musiker ab. Hier blitzen auch mal die Punkwurzeln der Protagonisten durch, dazu gibt es die bisher so erfolgreiche Mixtur aus Sludge, Post-Rock, Alternative und Prog. Der Metal spielt im Klangkosmos von Baroness zunehmend nur eine Nebenrolle, was die Band in keiner Weise Intensität kostet. Denn auch ohne übermäßige Härte wabert und schiebt es hier allerorts, während „March to the Sea“, „Take my Bones away“ und das abgefahrene, Mastodon-mäßige „Sea Lungs“ mit ihrem Garagenflair überzeugen.

Die zweite CD – „Green“ – stellt in gewisser Weise den insgesamt ruhigeren Gegenpol dar. „Mtns. (The Crown & Anchor)“ ist da ein gutes Beispiel: Hier fühlt man sich wie in einer anderen Welt, der Gesang wirkt durch massiven Hall geradezu hypnotisch und man schweift fast schon zwangsläufig gleichermaßen in die Musik wie in seine eigene Gedankenwelt ab. Dabei war der Albumauftakt mit dem „Green Theme“ (tolles Instrumental mit dynamischen Ausbrüchen) und dem dröhnenden Ohrwurm „Board up the House“ noch greifbar und relativ nüchtern. Damit hat es sich wenig später, etwa wenn „Psalms Alive“ knietief in den Siebzigern versinkt und die Gitarren sich gegen Ende im Charme uralter Scifi-Filme suhlen. Was im direkten Anschluss mit „Stretchmarker“ folgt, ist gleichermaßen überraschend wie großartig. Dieses tolle Instrumental erzeugt eine überaus entspannte Atmosphäre und lädt zum Träumen und Verweilen ein.

So richtig greifen lassen sich Baroness nur hin und wieder, etwa wenn man zwischendurch einen kleinen Köder in Form einer gefälligen Strophe oder eines griffigen Chorus auswirft. Drum herum gibt es jede Menge kleine und große Ausbrüche, die eine oder andere verschobene Harmonie, mal dröhnt es in den Ohren, mal wähnt man sich auf einem psychedelischen Trip. Manchmal scheint einem „Yellow & Green“ regelrecht ins Gesicht zu knurren, an anderer Stelle versucht es einem mit seiner eigensinnigen Schönheit den Kopf zu verdrehen. Irgendwie bekommt man das Gefühl, dass die Worte eigenartig und einzigartig manchmal das gleiche beschreiben wollen. Auf das rauschhafte „Yellow & Green“ jedenfalls trifft beides zu.

Markus Rutten - www.sounds2move.de