Backyard Babies "Four by Four" / VÖ 28.08.2015

 

 

 

Wer satt ist kann kein explosives Rock ´n´ Roll-Album veröffentlichen. Mit diesem Satz begründet Gitarrist Dregen rückblickend die Pause seiner Backyard Babies, die letztlich fünf Jahre dauern sollte. Nach Soloalben, dem einen oder anderen Projekt und einer aus Sicht der Musiker längst überfälligen Selbstreflektionsphase meldet man sich jetzt zurück. Mit einem Messer zwischen den Zähnen. Die Bestie des skandinavischen Hochspannungsrock ist hungrig!

 

Nachdem man die Konkurrenz ein paar Jahre hat gewähren lassen, ohne dass jemand wirkliche Anstalten gemacht hätte, den Thron der Babies zu übernehmen, schnappen sie sich das Zepter eben wieder selbst und zeigen den Kollegen mit "Four by Four" wo der Frosch die Locken hat. "I'm on my Way to save your Rock ´n´ Roll" bringt es nicht nur vom Titel her auf den Punkt: Ohne Nicke Borg, Dregen, Johan Blomquist und Peder Carlsson hat was gefehlt in der Szene, eine Leere, die jetzt mit neun neuen Songs gefüllt wird. Hört sich nicht viel an? Stimmt, aber dafür ist jeder Song ein Volltreffer. Besagtes "I'm on my Way..." ist ein unverschämt mächtiger Ohrwurm mit verdammt viel Tempo, "Wasted Years" und "Piracy" nehmen ebenso ungern den Fuß vom Gaspedal. Nicht weniger Hitpotential versprüht das ultra lässige "Never finish anything", während das warme Midtempo von "Mirrors (shall be broken)" dem ausgepowerten Rocker sanft den Arm um die Schultern legt und für eine kurze Verschnaufpause sorgt. Noch besser schafft das nur die Halbballade "Bloody Tears", der Feuerzeugmoment zwischen allerlei griffigen Choruses und agilen Riffs. Und dennoch: Hätte man aus "Walls" zum Abschluss nicht ein mehr als siebenminütiges Quasi-Epos gemacht, das zur Hälfte aus einer düsteren Heavy-Instrumental-Nummer besteht, "Four by Four" wäre tatsächlich unter der halben Stunde geblieben. Das kann man jetzt wahlweise ziemlich mau oder ziemlich Rock ´n´ Roll finden. Zu dem was es in dieser Zeit auf die Ohren gibt, kann es hingegen nur eine Meinung geben: Die Backyard Babies füllen aus dem Stand genau die Lücke, die sie selbst vor fünf Jahren mit ihrer freiwilligen Pause hinterlassen haben und feuern uns dermaßen selbstverständlich ein Hit-Feuerwerk um die ausgehungerten Ohren, als wären sie nie weg gewesen und hätten uns mit voller Absicht zappeln lassen. So viel zur zuletzt wieder aufkommenden Schwachsinnsdebatte zum Thema "Rock is dead". Sollte dem wirklich so gewesen sein, dann haben wir hiermit dessen wahrhafte Auferstehung erlebt.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de