Ayreon "The Human Equation" - Plattenkritik / VÖ 24.Mai 2004

Wie soll man ein Review zu einem Album beginnen, das man vergöttert, das einen mit jedem Song schlichtweg begeistert und schon jetzt als Persönlicher Klassiker für Ewigkeit durchgeht. Ich muss zugeben, es viel mir nicht leicht eine Kritik zu The Human Equation zuschreiben, da man aus meiner Sicht, dem Album mit Worten nicht gerecht werden kann, da das musikalische Gesamtwerk zu überragend ausgefallen ist. Dennoch möchte ich es versuchen, die Genialität des Albums zu umschreiben und darzulegen, wieso ich dieses Ayreon Werk als musikalische Perle par exzellent betrachte.

Nachdem die beiden The Universal Migrator Alben von den Fans eher gemischt aufgenommen wurden, hatte sich Arjen A. Lucassen ganze 4 Jahre zeit gelassen, um ein neues Werk unter dem Ayreon Banner zu veröffentlichen. Doch das warten hat sich mehr als gelohnt, entpuppt sich doch The Human Equation virtuose Rock / Metal Oper, die sowohl Storytechnisch, wie auch musikalisch den höchsten Ansprüchen gerecht wird. Dabei besinnt sich Mr. Lucassen schlicht und einfach auf seine alten Tugenden, vermischt wie schon auf Into the Electric Castle die verschiedenen musikalischen Style miteinander. So treffen ausufernde Prog Elemten auf harten Rock, werden Folk, Doom und gar Black Metal Einflüsse hinzugefügt und zu einmaligen Songs geformt, die mit magischen Melodien geradezu voll gestopft sind. Aber auch in Sachen Einsatz der Sangeskehlen, besinnt sich Arjen Lucassen auf seine alten Stärken, lässt die teilhabenden Sänger und Sängerinnen in einen direkten Dialog zueinander treten und verzichtet auf eine Gesangliche Trennung, wie er sie bei den Universal Migrator Alben durchgeführt hat.
Diese Entscheidung erweist sich als wahrer Glückgriff für The Human Equation, da noch auf keinem anderen Ayreon Album, solch kontrastreiche und unterschiedliche Stimmen zu hören waren. Dabei konnte Mr. Lucassen mit James LaBrie (Dream Theatre), Devon Graves (Dead Soul Tribe / Ex-Psychotic Waltz), Eric Clayton (Saviour Machine), Heather Findlay (Mostly Autumn), Irene Jansen (Ex-Karma), Magnus Ekwall (The Quill), Mikael Äkerfeldt (Opeth), Mike Baker (Shadow Gallery), Devin Townsend (Devin Townsend Band / Strapping Young Lad) und der zauberhaften Marcela Bovio (Elfonia), eine wahre All Star Besetzung verpflichten, wobei auch Mr. Lucassen selber zu vernehmen ist. All diese meisterlichen Stimmen, treffen in The Human Equation in solch einer überlegten und geschickten Art aufeinander, dass das ganze Album nur als gigantischer Ohrwurm, eine musikalische Schatztruhe mit unendlich vielen Kostbarkeiten bezeichnet werden kann. Kein Song gleicht dem anderen, immer wieder ertönen überraschende Melodien, die man so nicht erwartet hätte, die sich dennoch Perfekt in das Gesamtbild einfügen und den Hörer zu keinem Zeitpunkt überfordern. So erschallt Pain in einem bedrohlichen Gewand, während Hope eine durchwegs optimistische Grundstimmung verbreitet, sich Trauma als düsteres und morbides Stück offenbart und sich Loser auf einem Durchgeknallten musikalischen Trip befindet, der sich in einem wahnsinnigen Hammondorgelsolo von Gastmusiker Ken Hensley (Uriah Heep) entlädt. Doch sollten die genannten Titel sich nicht als Anspieltipps verstanden wissen, da jeder Song nur im Gesamtkontext seine Wirkung entfaltet, ein kurzes reinhören dem Gesamtkunstwerk The Human Equation nicht gerecht werden würde.

Arjen A. Lucassen hat bei diesem Werk ganze Arbeit geleistet, sich selber ein musikalisches Denkmal gesetzt und einen wahren Klassiker in Sachen Progressiver Musik bzw. Rock / Metal Opern ersonnen. Bei diesem Album stimmt einfach alles, gibt es keinen einzigen Kritikpunkt auszumachen, was The Human Equation wohl zu DEM Album aus dem Jahr 2004 macht. Jeder der was mit Rock / Metal Opern, Progressiver Musik oder Musik im Allgemeinen was anfangen kann, sollte sich The Human Equation zulegen und sich selber von der Genialität überzeugen.

Nando Rohner – http://www.sounds2move.de/ / 20.06.2005