Atrocity ft. Yasmin „After the Storm“ / VÖ 03.09.2010

 

 

 

Für Atrocity stellt sich einmal mehr nicht die Frage “Was will der Markt”, sondern was wollen wir selbst? Diesmal lautet die Antwort „ein neues Album mit Yasmin“, also beschwört man den Geist des 1995er Scheibchens „Calling the Rain“ und tut sich abermals mit Alex Krulls Schwester Yasmin zusammen – und experimentiert fleißig.

 

Beschwören: Das ist schon mal ein guter Ansatz, wenn man dieses Album greifen und begreifen will, denn ein gewisses Trance-Feeling und ein beschwörerischer Charakter sind wichtige Eckpunkte von „After the Storm“. Auch der Titel lässt Rückschlüsse auf die Musik zu, denn dieses Album scheint über weite Strecken die Ruhe nach dem imaginären Sturm zu vertonen. Wilde Metal-Attacken sucht man somit eigentlich vergebens, wäre da nicht das mittig platzierte „Black Mountain“, das sich scharfe Riffs und metallisches Drumming erlaubt. Was davor und danach kommt liegt eher im Bereich der Ethno- und Weltmusik, statt normalem Schlagzeug vertraut man vornehmlich und exzessiv auf Percussions. Abgesehen davon hantieren Atrocity auf „After the Storm“ mit einer unglaublichen Vielfalt an Instrumenten und Klangerzeugern, von Pauken, über Glocken und Flöten bis zu diversen Saiteninstrumenten. Bestenfalls ergibt das in der Summe ein Stück wie das entspannte „Goddess of Fortune and Sorrow“. Durch das weltmusikalische Timbre von Yasmin fühlt sich der Hörer immer mal wieder an Künstlerinnen wie Enya, Loreena McKennitt oder aber Candice Night erinnert, während sich Alex Krull stimmlich dem Konzept unterordnet und nur bei besagtem „Black Mountain“ mit seiner gewohnten Stimmlage arbeitet.

 

Wie so oft in der Karriere von Atrocity muss auch diesen Ausflug über den Tellerrand nicht jeder mögen. Für den einen wird „After the Storm“ die perfekte Symbiose aus Weltmusik und Metal-Einsprengseln darstellen, manch anderer rümpft die Nase und schimpft über Baumkuschlermusik. Trotz über die Jahre unzähliger Ausflüge in fremde Gefilde scheint sich bei den Schwaben dennoch eine Konstante durch alle Schaffensphase zu ziehen, nämlich dass man sie und ihre kreative Rastlosigkeit entweder liebt oder hasst. Ein Dazwischen scheint es kaum zu geben. Somit bleibt alles anders und doch irgendwie beim alten. Atrocity eben.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 02.09.2010