Atreyu "Long Live" / VÖ 18.09.2015
Als Schreiberling ist man immer auch in erster Linie Fan, und persönlich habe ich mich vor allem auf zwei "Comeback"-Alben von Bands gefreut, die sich eine selbst verordnete, mehrjährige Auszeit genommen hatten. Das waren zum einen die Backyard Babies (kürzlich mit dem leckeren "Four by Four" zurückkehrt) und eben Atreyu, die geschmeidig wie kaum eine andere Truppe zwischen Metalcore und Alternative Metal hin und her zu oszillieren wussten.
Oder
sollte man besser sagen: wissen! Denn die fünf Kalifornier sind zurück und
präsentieren mit "Long Live" ihr erstes Album seit dem 2009er "Congregation of
the Damned". Nach kurzem Herantasten und Ausloten ob, und falls ja was sich
verändert hat, kann man sich beruhigt zurücklehnen und dieses Album einfach mal
genießen. Im Grunde ist alles wie früher: Die Hits, die Härte, die Melodien -
alles da, alles überaus schmackhaft kombiniert und im bekannten und beliebten
Stil zusammengebracht. Da kommen augenblicklich Heimatgefühle auf, wenn man
Perlen wie "Live to labor", "Heartbeats and Flatlines" oder "Brass Balls" schon
beim ersten oder zweiten Durchlauf am liebsten direkt mitschmettern würde.
Anlässe dazu liefern Atreyu zur Genüge, als Beispiel sei nur die coole Textzeile
"Rich kids don't go to war, but we do!" aus der Bridge von "So others may live"
aufgeführt. Handwerklich kann neben dem Gesang vor allem die Gitarrenarbeit viel
Lob einfahren, nicht selten werden die Leads sogar schnittig gedoppelt ("Start
to break"), was die Melodiebögen noch satter macht. Für eine Überraschung ist
"Cut off the Head" gut, das einen schweren Korn-Groove auffährt, "Do you know
who you are" wird von Alex Varkatzas hingegen in einer Mischung aus Screams und
angedeutetem Rap interpretiert, was ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist und dem
Song, der ohnehin nicht zu den ganz großen Hymnen auf "Long Live" gehört,
möglicherweise sogar ein bisschen im Weg steht. Das ist schade, aber locker zu
verkraften wenn einem die emotionalen Sahne-Choruses von "A bitter broken Memory"
und "I would kill, lie, die (for you)" dabei helfen. So wird "Long live" zu
einem zeitgemäß produzierten Bruder im Geiste des hauseigenen Klassikers "The
Curse", ignoriert dabei aber keinesfalls die Errungenschaften der dazwischen
liegenden Dekade. Atreyu sind zurück, hungrig und sprühen nur so vor
Spielfreude. Es fehlt nicht viel, dann gerät dieses Comeback zum Siegeszug.
Willkommen zurück!
Markus Rutten - www.sounds2move.de