ASP „Requiembryo“ / VÖ 23.03.2007

 

 

Mit dem Schwarzen Schmetterling geht es zu Ende, zumindest mit dessen Zyklus. Denn dieser Tage kam mit „Requiembryo“ der fünfte und letzte Teil des großen Konzepts aus der Feder des Herren Asp aus Frankfurt am Main in den Handel. Und wie das kreative Duo Asp und Matze Ambre in mehreren Interview bereits angekündigt haben: „Dieses Album hat alles, das ASP auszeichnet, nur viel geiler“.

 

Damit könnte meine Rezension eigentlich auch schon beendet sein, denn was die Hessen hier abliefern ist nichts anderes, als die deutsche Referenz in Sachen Gothic Rock. Das ehrgeizige und versteckt autobiografische Konzept um den dunklen Turm findet auf diesem Album sein großes Finale und schlägt zudem die Brücke zwischen vormals veröffentlichten Kompositionen. Der aufmerksame Zuhörer wird an allen Ecken und Enden mehr oder minder gut versteckte Querverweise zum bisherigen Schaffen des Schwarzen Schmetterlings finden, die sich in Form von lyrischen Zitaten, kurzen Melodieintermezzi und stilistischen Parallelen artikulieren. Wer jetzt glaubt, dass ASP etwa nur alte Ideen aufgewärmt hätten, der ist auf dem Holzweg. Einige Passagen dieses Albums sind heavyer als jemals zuvor und lassen das Quartett gar an die Tür zum Metal klopfen, ohne dabei auf längere Sicht die Fans der elektronischeren Anfangstage zu verschrecken. Repräsentativ für das Spektrum dieses Albums kann schon der Opener „Offährte“ herhalten, der von tieftrauriger, intensiver Melancholie bis hin zum waschechten Double-Base-Gewitter (!) für jeden Geschmack etwas zu bieten hat. „De Profundis“ hingegen entwickelt einen von Percussions getragenen, hypnotischen Groove und die Vorabsingle „Ich bin ein wahrer Satan“ vereint harte Riffs mit tanzbaren Clubbeats und hält unserer scheinheiligen Gesellschaft textlich schamlos den so unerwünschten Spiegel vor. Vom Vorgänger „Aus der Tiefe“ hat man zudem die hörspielartigen Zwischenspiele übernommen, welche die Geschichte greifbarer machen sollen und dem Zuhörer immer wieder Zeit zum durchatmen geben. Zusätzlich ist dies auch ein Element, durch das zukünftige Livekracher wie „Finger Weg! Finger!“ noch besser zur Geltung kommen. Richtig anspruchsvoll komponieren ASP auf der 2. CD dieses Doppelalbums, auf der sich unter anderem das sperrige, schwer greifbare Mammutwerk „Requiem“ findet. Für diesen Siebenteiler sollte man definitiv Zeit und Aufmerksamkeit übrig haben. Wer noch die Möglichkeit nutzt und sich die limitierte Buchedition von „Requiembryo“ zulegen möchte (und das mit dem Buch kann man hier in der Tat wörtlich nehmen!), den erwartet ein Gesamtkunstwerk, das ohne Zweifel seinesgleichen sucht. Hier gegen verkommt das mehrfach prämierte Konzept des aktuellen Tool Longplayers „10.000 Days“ geradezu zur Karikatur. Was ASP und Grafikkünstler Monozelle hier auf die Beine gestellt haben, hätte mit all seinen Details und Ideen wahrhaftig eine separate Rezension verdient.

 

Abschließend bleibt noch zu hoffen, dass die zum Beginn der Platte versprühte Melancholie und Abschiedsstimmung nur auf den Schmetterlingszyklus gilt und nicht klammheimlich das Ende von ASP ankündigt. Klar, ASP sind sich immer treu geblieben und jeder weiß, dass ein wahrer Meister auf dem Höhepunkt abtritt. Aber in diesem Falle kann man getrost noch einmal großzügig Aufschub beantragen. Schließlich dachte zumindest ich persönlich, dass man den Vorgänger „Aus der Tiefe“ unmöglich toppen kann. Doch jetzt – zwei Jahre später – weiß ich es besser. Und ich bin mir 1000% sicher, dass ASP uns noch mehrfach aufzeigen können, wie weit das obere Limit in Wirklichkeit entfernt ist.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 04.04.2007