Arkona – “Slovo“ / VÖ 26.08.2011


 

 

Irgendwie ist es zu erwarten gewesen: Russlands beste Pagan-Metal Band Arkona würde es schwer haben, das Level ihres 2009 veröffentlichten, 80-Minuten-Meisterwerkes „Goi Rode Goi“ zu halten oder gar noch einen drauf zu setzen. Leider sind nun aus den Befürchtungen Tatsachen geworden. Das vorliegende sechste Album „Slovo“ der Moskauer Ausnahmeband kann nicht mit seinem Vorgänger mithalten. Weder quantitativ noch qualitativ. Ist ersteres bei einer immer noch als ordentlich zu bezeichnenden Spielzeit von einer knappen Stunde vernachlässigbar, schmerzt mich zweiteres als erklärtem Fan der Band doch merklich. Vielleicht ist es der – von mir schon in meinem Review zu „Goi Rode Goi“ befürchtete - durchaus subjektive Übersättigungseffekt. Aber irgendwie werde ich bei „Slovo“ das Gefühl nicht los, dass ich jeden Song schon in besserer Form auf einem früheren Album der Band gehört habe. Natürlich lassen sich Arkona aus technischer Sicht kaum Vorwürfe machen. Die Produktion ist fett, die Instrumente professionell eingespielt, jede Menge Gastmusiker und folkloristische Instrumente sind auch dabei. Aber zumindest bei mir zünden die 14 dargebotenen Songs eher mäßig. Dass von der vorab veröffentlichen Mini-CD bekannte „Stenka Na Stenku“ ist noch am ehesten das, was man einen Stimmungs-Hit nennen könnte. Ansonsten überwiegen eher die melancholischen Gefühlswelten. Bei einem Stück wie „Odna“ oder den gesprochenen Zwischenspielen „Predok“ und „Protomok“ (hier ist Mashas Sohn Radimir zu hören) gelingt dies noch ganz gut. Aber vor allem die Ballade „Tam Za Tumanami“ zeigt, dass Arkona in diesem Bereich schon wesentlich Besseres fabriziert haben. Auch an Mashas Gesangsleistung muss ich diesmal etwas herummäkeln, denn sie hat doch an Vielschichtigkeit eingebüßt. So ist das auf „Goi Rode Goi“ eingeführte theatralische Element wieder verschwunden, und auch ihre beschwingte, klare Folk-Stimme kommt viel zu kurz. Bei ihren Shouts und den slawisch-melancholischen Parts gibt sie sich natürlich keine Blöße. Neu im Arkona-Universum sind dagegen echte Chöre, die zum durchaus gelungenen, epischen Opener „Arkaim“ gut ins Bild passen. Im folgenden kommen sie aber nur noch in der Schlachthymne „Nikogda“ zum Einsatz.

Trotz der vorangegangenen kritischen Worte meinerseits sollte man sich eines vor Augen halten: „Slovo“ ist immer noch ein gutes bis sehr gutes Pagan-Metal Album, das einen Großteil der Konkurrenz locker in die Tasche steckt. Dass es bei mir persönlich nicht so gut punkten konnte wie seine Vorgänger sollte niemanden davon abhalten, die Scheibe selber anzutesten.

 

Alexander Dontscheffwww.sounds2move.de