Arkona “Goi, Rode, Goi“ / VÖ 30.10.2009

 

 

Die Pagan-Metal Vollbedienung kommt dieser Tage aus Russland. Arkona hatten ja schon immer den Hang zum Opulenten. Doch dieses Mal haben sie sich selbst übertroffen. Fast 80 Minuten Musik, 40 Gastmusiker aus verschiedenen Ländern und natürlich wieder unzählige authentische Folk-Instrumente. Musikalisch geht man den Weg der beiden Vorgängeralben konsequent weiter, feilt lediglich an den Details und lässt – wie gesagt – alles noch größer und epischer erscheinen. Herzstück des Albums ist der 15-minütige Song „Na Moey Zemle“ (In my Land), der die Reise eine Kriegers durch verschiedene europäische Länder beschreibt. Ihm werden von den Einheimischen die Vorzüge der jeweiligen Kultur nahe gebracht, was eindrucksvoll umgesetzt wird, indem diverse Pagan-Bands in ihrer Heimatsprache einen Teil zu diesem paneuropäischen Meisterwerk beitragen. (Im Detail sind es Månegarm für Schweden, Skyforger für Lettland, Obtest für Litauen, Menhir für Deutschland und Heidevolk für die Niederlande). Man staunt beim ersten Durchlauf jedenfalls nicht schlecht, wenn plötzlich „Mein Thüringer Land, wie bist du so schön“ mitten in einem Arkona-Song erklingt...

 

Wäre dieser Track alleine schon das Geld wert, so hat „Goi, Rode, Goi“ doch noch jede Menge mehr zu bieten. Beschwingte Folksongs wie „Yarilo“ oder „Kupalets“, emotionale, tragische Schicksale beschreibende Balladen wie „Nebo Hmuroe Tuchi Mrachniye“ (Sullen Sky, lurid Clouds) und natürlich auch ausreichend harten Metal (“Goi, Rode, Goi“, „Kolo Navi“). Masha fügt ihrem gesanglichen Ausdruck eine weitere Facette hinzu. Vor allem in dem sehr orchestralen „Liki Bessmertnykh“ (Faces of Immortal Gods) – aber auch in der neuen Bandhymne „Arkona“ - entwickelt sie einen äußerst theatralischen Stil, der ihr aber sehr gut zu Gesicht steht. Abgerundet wird der nahezu perfekte Gesamteindruck durch ein fast 30-seitiges Booklet, das zu jedem Song eine grafische Umsetzung von Kris Verwimp sowie Anmerkungen zur Intention des Liedes bietet. Da kann man es durchaus verschmerzen, dass die kompletten Texte fehlen – die Mehrzahl der Hörer dürfte eh nicht des Russischen mächtig sein.

 

Wenn es überhaupt Kritik an „Goi, Rode Goi“ gibt, dann den Umstand, dass das alles vielleicht schon fast zuviel des Guten ist. Schon bei der ebenfalls in diesem Jahr erschienenen DVD „Night of Veles“ hat sich bei zweieinhalb Stunden Spieldauer ein gewisser Übersättigungseffekt eingestellt. Dies könnte auch hier bei allzu häufigem Genuss eintreten. Außerdem bringt Masha meiner Ansicht nach zu oft Lautsprachen-Elemente zum Einsatz. Die ganzen „Hoi, hoi, hois“ oder „Ho, ho hos“, sind zwar live ein durchaus dynamisierendes Element, auf CD wirken sie aber ein wenig deplaziert. Dennoch: Uneingeschränkte Kaufempfehlung für alle Pagan- und Folk-Metal-Fans! Hier gibt es so viel zu entdecken, wie bei anderen Bands auf drei Alben...

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 09.11.2009