Apocryphal Voice „Stilltrapped“ / VÖ 30.03.2007

 

 

Den Soundtrack zum Weltuntergang zu schreiben – dies schien wohl das ehrgeizige Ziel von Juhani Jokisalo gewesen zu sein, als er das erste Album seines Projektes Apocryphal Voice zusammen mit Drummer Ville Salonen (der sich auch für das Artwork verantwortlich zeigt) einspielte. Die auf dem Promo-Zettel angeführten Bandgründungsmotive - Unzufriedenheit mit der Metal-Welt, der Gesellschaft und der menschlichen Existenz an sich – sind da eigentlich nicht die schlechtesten Antriebsfedern.

 

Dass „Stilltrapped“ trotzdem nur ein durchwachsenes Album geworden ist, liegt vor allem an zwei Gründen. Zu allererst muss man Juhanis fürchterlichen Gesang nennen. Der Finne krächzt, jammert und nölt sich so schräg und disharmonisch durch die Songs, dass ich mich wirklich überwinden musste, die Scheibe ein zweites Mal in den CD-Player zu schieben. Das zweite Manko ist, dass das ganze Album nur im Schneckentempo vor sich hin kriecht. Für echte vertonte Misanthropie bedarf es meiner Meinung nach auch einiger Gewaltausbrüche. Auf der Habenseite können wir 11 Tracks verbuchen, die sich über fast eine Stunde erstrecken und eine sehr düstere und depressive Stimmung aufbauen. Alles wirkt so disharmonisch und schleppend, dass ich mich etwas an Hellhammers Frühwerk „Triumph of Death“ erinnert fühle. Bei den noch am ehesten mit traditionellen Strukturen versehenen Songs „Forgotten“ und „Can you feel the Presence of Death“ könnte man auch meinen, es handele es sich um langsame Satyricon Songs (neueren Datums) mit miesem Gesang. Es gibt auch einige instrumentale Klangcollagen zu hören, wovon ich „March towards Hell“ am interessantesten finde. Diese erinnert ein wenig an Type O Negatives „Glass Walls of Limbo“  – zusätzlich angereichert durch die Schreie der in der Vorhölle gequälten Seelen. Höhepunkt des Albums ist der Track „Dry Sound of rusty Nothingness“: ein zwölfminütiger musikalischer Alptraum, an dessen Ende der Wunsch zur Vernichtung steht. Ein Lob muss ich Meister Jokisalo für die Texte aussprechen, die wirklich kein gutes Haar an der menschlichen Existenz lassen. Sie sind intelligent verfasst und vermitteln eine zutiefst depressive und selbstmordgefährdende Grundstimmung.

 

Ein Fazit zu ziehen, fällt mir bei dieser Scheibe nicht leicht, da ich selber mindestens fünf Durchläufe brauchte, um „Stilltrapped“ ansatzweise etwas Positives (dieses Wort in Zusammenhang mit diesem Album ist schon ein Widerspruch an sich) abzugewinnen. Ich wüsste nicht, wem ich dieses Album guten Gewissens empfehlen kann. Da das Konzept von Apocryphal Voice aber sowieso dezidiert anti-kommerziell ausgelegt ist, legen sie bestimmt auch keinen gesteigerten Wert darauf, empfohlen zu werden.

 

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 21.04.2007