Apocalyptica „7th Symphony“ / VÖ  20.08.2010

 

 

 

Rückblickend wissen Apocalyptica selbst, dass ihr vorletztes, selbstbetiteltes Werk ein ganz schöner Brocken war. Klar, dieses Scheibchen war wie alle anderen Alben handwerklich über jeden Zweifel erhaben. Und doch so schwerfällig, sperrig und kantig, dass man nur unter Anstrengung einen dauerhaften Zugang bekam, abgesehen von der Schwierigkeit, dieses Teil wirklich aufmerksam am Stück zu hören. Mit „Worlds Collide“ wurde dann alles besser, flüssiger und auch – na klar – eingängiger. Es war unbestritten das beste Album der „neuen“ Apocalyptica und dank gleich mehrerer großer Stücke auch ein Dauerläufer in vielen Playern.

 

Genau dort knüpft „7th Symphony“ jetzt an und perfektioniert in gewisser Weise all das, was auf dem vorherigen Langspieler schon so wunderbar funktionierte. Schnell ist man sich sicher, es hier mit dem rundesten Album des finnischen Kleeblattes zu tun zu haben. Mal hart, mal filigran, mal ruhig, mal mit Gesang und mal ohne – die siebte Symphonie von Apocalyptica ist durch und durch ausgewogen und dabei auch von der Reihenfolge der Stücke her so geschickt angeordnet, dass Langeweile zu keiner Sekunde aufkommen mag. Ich zahle gern die 5 Euro ins Phrasenschwein wenn ich sage, dass „7th Symphony“ wie aus einem Guss klingt. Und das wohlgemerkt, obwohl dieses mal mehr Songwriter am Werke waren als jemals zuvor: Sogar Schlagzeuger Mikko Siren hat eine Nummer komplett im Alleingang komponiert (und ihr den verstrahlten Titel „On the Rooftop with Quasimodo“ verpasst), anderen Stücken wie „Not Strong Enough“ (mit dem bärenstarken Brent Smith von Shinedown am Gesang) haben externe Co-Songwriter auf die Sprünge geholfen. Joseph Duplantier (Gojira, „Bring them to Light“) und Gavin Rossdale (Bush, „End of Me“) hingegen haben sich gar nicht erst mit ihrer reinen Gastsängerrolle begnügt und direkt zusammen mit Bandleader Eicca Toppinen ihre jeweiligen Nummern mitkomponiert. Der Franzose Duplantier sollte übrigens bereits auf dem Vorgänger mit der jetzt erst veröffentlichten Nummer vertreten sein, jedoch waren weder Apocalyptica noch der Sänger mit der damaligen Fassung des Stücks 100% zufrieden, sodass man sich entschloss beim darauf folgenden Album einen zweiten Anlauf zu unternehmen. Wer jetzt das wunderbar aggressive und agile Ergebnis hört, wird bestätigten, dass sich das Warten gelohnt hat. Gleiches kann man auf das gesamte Album übertragen, das immerhin drei Jahre hat auf sich warten lassen. Dafür würde ich direkt mal auf 10 Euro aufrunden und die nächste Journalisten-Floskel hinterher schieben: Denn Apocalyptica legen hier tatsächlich ein unbestrittenes Highlight ab, das bis ins Detail stimmig ist. Eine sprichwörtlich reife Leistung.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 22.08.2010