Angtoria „God has a plan for us all“ / VÖ 28.04.2006

So mancher Musiker hat schon versucht aus dem Schatten seiner ehemaligen Band zu treten oder nach Arbeiten im Hintergrund selbst den Sprung ins Rampenlicht zu schaffen. Geschafft haben das zweifellos Ozzy Osbourne Gitarrist Zakk Wylde (mit der eigenen Black Label Society) oder natürlich der „Prince of fuckin’ Darkness“ himself, ebenso wie sein Black Sabbath-Nachfolger und ehemaliger Rainbow-Sänger Ronnie James Dio. Einen ähnlichen Schritt wagt dieser Tage Sarah Jane Ferridge, besser bekannt unter dem Namen Sarah Jezebel Deva, den sie übrigens einst von Schreihals Dani Filth bekam.

Womit wir mehr als elegant die Kurve zu der Band kriegen, aus deren Schatten die 29-jährige nun treten möchte. Denn den meisten Musikfreunden ist die gewichtige Dame als Background-Sängerin von Cradle of Filth, respektive Mortiis und Therion bekannt. Mit den Brüder Tommy und Chris Rehn versucht die Londonerin sich nun musikalisch zu emanzipieren. Das erste Album ihrer eigenen Band Angtoria hört auf den Namen „God has a plan for us all“ und greift musikalische Aspekte auf, die sowohl bei CoF als auch bei Therion deutlich präsent sind, wenn auch mit unterschiedlichem Endprodukt: Die Synthese aus Heavy Metal und Orchester. Und dieses Unterfangen meistert das Trio beachtlich. Tommy Rehn, der seit Jahren Musik für Musical und Theater schreibt versteht sein Handwerk und hat mit seinem jüngeren Bruder Chris die komplette Musik auf „God has a plan for us all“ komponiert. Warum die beiden vorher noch nicht zusammen gearbeitet haben weiß übrigens nur der liebe Gott. Alle Arrangements - ob beim epischen „The Addiction“, dem hymnischen „I’m calling“ oder dem dramatischen „Deity of Disgust“ – sind durchweg atmosphärisch und ausgeklügelt, dabei aber stets nachvollziehbar. Bei einer Genrebezeichnung wie Epic Orchestral Metal sollte man allerdings Vergleiche mit Namen wie Rhapsody und deren überproduzierte, aalglatte Alben sofort außen vor lassen. Hier steht alles in humanem Verhältnis zueinander.

Stimmlich beweist Miss Jezebel auf „God has a plan for us all“ deutlich, dass ihre Stimme eigentlich viel zu schade ist um nur im Hintergrund zu trällern. Dabei ist auch wichtig dass nicht versucht wird eine der großen Damen der Szene nachzuahmen, sondern die eigenen Facetten ins recht Licht gerückt werden. Veredelt wird dieses überzeugende Debüt übrigens u.a. durch Basser Dave Pybus (Cradle of Fitlh) und Gastsänger Aaron Stainthorpe (My Dying Bride). Und - was nur die wenigsten wissen - durch die besser Hälfte von Dani Filth, die sich mehr oder minder oben ohne für das Albumcover ablichten lies. Jezebel und Cradle of Filth sind dann wohl doch nicht so leicht zu trennen. Allerdings kann man darüber locker hinwegsehen, denn das Ergebnis stimmt hier wie da.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 19.04.2006