Angra "Aurora Consurgens" / VÖ 27.10.2006
Meiner persönlichen Meinung nach haben Angra mit ihrem letzten Album "Temple Of Shadows" ein wahres Glanzstück abgeliefert,
auf dem sozusagen ein Hit dem nächsten folgte. Zusätzlich hat sich die Band mit diesem Album aber auch von der Vergangenheit
losgelöst, die ewigen Vergleiche mit dem alten Line-Up um Ex-Sänger Andre Matos zum verstummen gebracht. Und durch den erzielten
Erfolg mit "Temple Of Shadows" haben die Brasilianer wohl soviel Mut getankt, sodass sie nun mit "Aurora Consurgens" ein
sperriges und somit nicht ganz einfaches Album präsentieren.
Angra hätten es sich eigentlich so einfach machen können, da sie im Grunde die Erfolgsformel von
"Temple Of Shadows" nur nochmals aufkochen und leicht variieren hätten müssen, um somit einen sicheren Hit auf der Habenseite zu
verbuchen. Doch die Brasilianer gehen genau den entgegengesetzten Weg. Denn während es auf "Temple Of Shadows" geradezu von Ohrwürmern
wimmelte, so sucht man solche Qualitäten auf "Aurora Consurgens" vergebens. Jedoch wird sich dieser Anfangs leicht enttäuschende
Eindruck nach jedem Hördurchgang immer wie mehr relativieren, bis er sich endgültig in Wohlgefallen aufgelöst hat. Da man nämlich
bemerken wird, dass es sich bei "Aurora Consurgens" um kein schlechtes sondern um ein extrem
starkes Album handelt das einfach eine
gewisse Zeit braucht um zu zünden. Auch wird dem geneigten Angra Fan auffallen, dass sich die Band größtenteils vom
orchestralen Bombast
des Vorgängers verabschiedet hat und lieber progressiv angehauchten Songstrukturen, brasilianisch folkloristischen Melodiebögen und
modernen Einsprengseln den Vorrang gibt. Das raubt zwar den Songs eine "sofortige" Eingängigkeit, sorgt aber gleichzeitig auch für ein
lang anhaltendes und vor allem abwechslungsreiches Hörvergnügen. In Sachen handwerklicher Umsetzung bewegt sich natürlich alles auf gewohnt
hohem Niveau, wobei vor allem die gekonnte und detailverliebte Gitarrenarbeit von Kiko Loureiro und Rafael Bittencourt besonders positiv
hervorsticht. Aber auch der Gesang von Edu Falaschi weiß zu gefallen, da Senior Falaschi um einiges variabler und teils auch erdiger Singt als es
z.B. auf "Temple Of Shadows" der Fall war. Im Gesamten betrachtet ergibt sich somit ein Album das mit Songs wie dem brasilianisch angehauchten
Opener "The Course of Nature", dem Speedkracher "Salvation: Suicide", dem mit Arabischen Klängen versehenen "So Near So Far", dem
mit geiler Gesangslinie ausgestatteten "Passing By" oder dem modernen "Scream your Heart Out" den Hörer absolut gelungen zu
Unterhalten vermag.
Zwar ist "Aurora Consurgens" nicht ganz so gelungen wie "Temple Of Shadows", was aber niemanden von
einem reinhören abhalten sollte. Denn Angra liefern nichtsdestotrotz ein durch und durch gelungenes Werk ab, das man nach einer
gewissen Einhörungszeit wohl nicht mehr so schnell aus dem CD-Player verbannen wird.
Nando
Rohner – www.sounds2move.de
25.10.2006