Angel Blake „The Descended“ / VÖ 13.06.2008

 

 

Lang haben es Angel Blake nicht in Reihen von Metal Blade Records ausgehalten, denn schon das zweite Album der Truppe um den ehemaligen The Crown Gitarristen Marko Tervonen erscheint beim deutlich kleineren Label Dynamic Arts in Finnland. Doch kein Grund zu trauern oder kleinere Brötchen zu backen, denn auch Album Nummer 2 darf man guten Gewissens als eine der lohnenswerten Scheiben inmitten der aktuellen Veröffentlichungsflut bezeichnen.

 

Dabei rechtfertigen allein schon die beiden ersten Songs auf „The Descended“ den Kauf, denn ohne wirklich nur einem einzelnen Genre zugeordnet werden zu können, attackieren „Anywhere but Home“ und die Single „Defenseless“ stürmisch das Langzeitgedächtnis – Ohrwurmalarm! Gestrickt ist „The Descended“ aus verschiedenen Stoffen: Ein bisschen Gothic Rock hier, ein paar kantige Metal Riffs da, sehr dezente Doom Elemente dazu und mittendrin immer mal wieder ein unterschwelliges Industrial-Flair eingewoben. Das kann bisweilen äußerst packend klingen, was auch an den zumeist sehr gelungenen Refrains liegt. So überzeugt etwa das stimmungstechnisch wankelmütige „Again“ weniger mit seinem etwas umständlichen Mittelteil, als viel mehr mit seinem vor allem gesanglich erstklassig umgesetzten Chorus. Apropos Gesang: Für den ist mittlerweile Tobias Jansson zuständig, der die Nachfolge von Tony Jelencovich antritt, der vor den Aufnahmen zu „The Descended“ ausgestiegen war. Der war zwar schon kein schlechter Sänger, doch auch der neue Mann hinter dem Mikro muss sich nicht verstecken und kann an einigen Stellen mit seiner Kraft und der Wandlungsfähigkeit seines Stimmchens punkten. Man muss Angel Blake allerdings eines ankreiden, nämlich dass die Band den selbst gesetzten hohen Standard und die Hitdichte der ersten Hälfte nicht über die volle Distanz halten kann. Zwar muss der Hörer keine Ausfälle befürchten, aber die absoluten Höhepunkte hat man meiner Meinung nach zur Halbzeit gehört. Doch damit sollte jeder leben können, der sich von den oben genannten Nummern im gleichen Maße begeistern lassen kann wie ich es aktuell tue. Eines frage ich mich nach diversen Durchläufen allerdings immer noch: Wo zum Geier hört Maestro Tervonen bei seiner Band die von ihm gern zitierten Einflüsse von Morbid Angel heraus?!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 11.06.2008