Anathema „Hindsight“ / VÖ 29.08.2008

 

 

Anathema scheinen die Ruhe weg zu haben. Die britischen Ex-Doomster scheinen sich nämlich von niemandem hetzen zu lassen und so sind mal eben fünf Jahre verstrichen, seit das Gespann zum letzten Mal mit einem neuen Studiowerk auf dem Melancholie-Radar der Genrefans aufgetaucht ist. Diese offenkundige innere Ruhe hat sich auch auf die jüngste Veröffentlichung der Engländer niedergeschlagen, die hier eine semi-akustisch umgesetzte Zusammenstellung einiger persönlicher Lieblingsstücke vorlegen.

 

Nachdem der Rahmen ausreichend geklärt ist, weiß jeder potentielle Konsument was ihn erwartet. Und das ist ein schwermütiges Seufzen seiner in einem nachdenklichen Moment erwischten Seele, dargeboten mit Akustikgitarre, Cello und Piano. So haben es Danny Cavanagh und seine Mitmelancholiker doch glatt geschafft einer ohnehin schon zu Herzen gehenden Nummer wie „One Last Goodbye“ zu noch mehr Tiefgang zu verhelfen. Hinzu kommt mit Tracklist-Untermieter „Are you there?“ die ohnehin vielleicht beste Nummer der ruhigen Anathema überhaupt, die auch in ihrer neue arrangierten Fassung eine regelrecht Blaupause für düster-warmen Rock darstellt. Klingt nach einem Leckerbissen für Genrefans. Sicherlich, aber mit einer ganz ausdrücklichen Einschränkung: Denn wer in Action-Laune oder voller aufgedrehtem Tatendrang ist und sich fühlt als könnte er gerade Bäume entwurzeln, der sollte tunlichst die Finger von „Hindsight“ lassen. Denn noch mehr als die normalen Studioalben von Anathema ist diese Langrille wirklich nur etwas für ruhige, besinnliche Momente. Wer nicht in der Stimmung für Nachdenklichkeit oder Entspannung ist, der macht mit diesem Album wohlmöglich alles falsch, was er nur falsch machen kann. Ist das Gegenteil der Fall, so darf „Hindsight“ als legales Opium fürs Volk bezeichnet werden.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 07.09.2008