Anaal Nathrakh "Passion" / VÖ 27.05.2011


 

 

Den Engländern von Anaal Nathrakh ging es mit denletzten Alben wie vielen anderen Bands leider auch. So hatten die Herren V.I.T.R.O.L. und Irrumator mit „Eschaton“ (2006) ein absolut geiles, machtvolles und arschbrutales Black Metal Grind-Schlag-mich-tot-Album auf den Markt gehauen, welches sich durch schiere Brutalität auszeichnete. Das unbarmherzige und rücksichtslose Geholze klatschte gegen gar hymnische und melodische „Power-Metal“-Elemente. Das Ergebnis war ein mitreißender Brocken vertonter Vernichtung, in dem 2 eigentlich gegensätzliche stilistische Elemente perfekt vereint wurden.

Und dann? Es folgten mit „Hell Is Empty, And All The Devils Are Here“ sowie “In The Constellation Of The Black Widow” zwei weniger wertige Klone von “Eschaton”, wobei mir allen voran letzteres Album mit seinem unhörbaren Plastiksound im Kopf geblieben ist.

Es mag daher erst einmal negativ klingen, wenn ich sage, dass sich auch das neue Album „Passion“ im Grundsatz derselben stilistischen Merkmale wie die der Vorgängeralben bedient. Allerdings ist es den Herren gelungen, ihre Hassorgien mehrfach auf gepflegte 1:20 Minuten zu komprimieren. Neben einer etwas besseren Produktion – die Drums tackern trotzdem zu viel herum, Stichwort Trigger? - sind es vor allem die kurzen Schläge, die mich etwas aufhorchen lassen. „Post Traumatic Stress Euphoria“ säbelt in gewohnter Anaal Nathrakh Manier den Schädel des Hörers ab und hinterlässt nichts außer Trümmer. Dieses Herumgeblaste ist zwar in Kombination mit den verzerrten Stimmen (ist da eigentlich wirklich Text bei?) übliche Kost, aber weil sich Anaal Nathrakh mit der Länge der Stücke zurückhalten, werden sie umso effektiver. Kurz und schmerzhaft.

„Drug Fucking Abomination“ beginnt zumindest etwas verhaltener und langsamer, entfesselt sich aber im weiteren Verlauf vollständig und haut auch hier alles – oh Überraschung – kurz und klein. Weitere Stücke brauche ich gar nicht erwähnen, da sich alles im üblichen Rahmen abspielt. Jeder weiß, was ihn bei Anaal Nathrakh zu erwarten hat.

Resümee? Einerseits finde ich es schon beeindruckend, wie konsequent und stur Anaal Nathrakh ihr musikalisches Ding durchziehen. Dies gelingt soweit auch meistens, obwohl die ganz großen Überraschungen logischerweise ausbleiben. Aus musikalischer Sicht also in Ordnung, aus produktionstechnischer Sicht immerhin verbessert. Ob dies nun für einen Kauf ausreichend ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, Fans dürften zufrieden sein.

Christian Stiewewww.sounds2move.de