Amoral Fallen "Fallen Leaves & Dead Sparrows" / VÖ 28.03.2014

 

 

Über die Jahre und Alben haben Amoral eine ziemliche Transformation hinter sich gebracht. Spielte man anfangs noch angeprogten Melodic Death, sattelte man mit Ari Koivunen in seinen Reihen um auf Power/Heavy Metal, nur um mit "Fallen Leaves & Dead Sparrows" jetzt ein ziemlich ansprechendes Prog Metal-Album abzuliefern. Zugegeben: Eine gewisse Neigung zum anspruchsvollen Musizieren hatten Amoral schon immer, doch die Konsequenz mit der dieser Aspekt 2014 in den Mittelpunkt gestellt wird, ist dann doch neu.

 

Lange auf die Folter spannen uns die Finnen mit "Fallen Leaves & Dead Sparrows" nicht, denn ohne Intro oder sonstiges Vorgeplänkel geht es direkt rein ins Vergnügen, und "On the other Side Pt. 1" begrüßt uns sogleich mit gedoppelten Gitarrenharmonien und einer unaufgeregten Atmosphäre, die an das aktuelle Queensryche-Album (die No-Tate-Show) denken lässt. Dass nur zwei Songs unter sechseinhalb Minuten lang sind, unterstreicht den Prog-Ansatz, wobei eines der kurzen Stücke eine geschmeidige, zurückhaltende Akustikballade ist ("Blueprints"), während der andere Quicky "No familiar Faces" sogar eines der Highlights auf dem Album darstellt. Die Gitarren lassen noch einmal die modernen Melodic Death-Momente der Vorgängeralben aufleben und die schicken Hooks machen das Prädikat Hitsingle perfekt. "Prolong a Stay" schlägt sogar die Brücke zur Frühphase und bietet doch glatt ein paar Blastbeats (!), die den eigentlich tonangebenden gehobenen Galopp willkommen auflockern. Das ist dahingehend bemerkenswert, als dass Band und Label im Vorfeld verlauten ließen, man habe sich diesmal mehr an klassischen Rock- und Prog-Bands orientiert. Sicher, irgendwie lassen sich diese Einflüsse schon ausfindig machen, aber das gilt für so ziemlich genau jede Band des Planeten. Das soll allerdings nicht als Kritik verstanden werden, sondern eher als Aufforderung zu mehr Mut zur eigenen Vielseitigkeit und Kompetenz. Denn nicht nur handwerklich müssen sich Amoral vor niemandem verstecken, sondern auch Frontmann Ari Koivunen (dessen Gesang von Marco Hietala produziert wurde, der seit Jahren auch u.a. Tomi Joutsen von Amorphis unter seinen Fittichen hat) hat es gar nicht nötig, irgendwelchen alten Helden nachzueifern. Wer so spielerisch und mit Selbstverständnis Progressive Metal mit neuerer Göteborg Schule verbindet und auch noch Platz für Power Metal-Momente und Akustik-Parts lässt und dem Ganzen zudem einen zeitgemäßen Klang verpasst, muss sein Licht keineswegs unter den Scheffel stellen. O.k., ein Instrumental wie "The Storm arrives" auf annähernd sieben Minuten zu strecken ist dann vielleicht doch des Guten ein bisschen zu viel. Aber ansonsten kann man den Finnen und ihrem sechsten Studioalbum wirklich wenig vorwerfen. Diese Platte wird ihr Publikum finden.

Markus Rutten - www.sounds2move.de