Amit Erez „Last Night When I Tried to Sleep I Felt The Ocean With My Fingertips” / VÖ 19.02.2010

 

 

 

Ein interessanter Albumtitel, den uns der israelische Singer / Songwriter Amit Erez da präsentiert, wohl die längste Praline der Welt (oder die längste Single). Herr Erez singt meist hoch und mit viel Gefühl, was beim ersten Stück „Pretty Things“ zunächst recht anstrengend wirkt, bei „Animal Heart“ sich aber super in ein Loungewand einfügt. Überragend sind hier kleine Besonderheiten wie kurze Gitarrenleads und kurze Einsätze einer Hammondorgel.

 

„Whales Dance For Me“ ist so entspannt, dass der Hörer sich bemühen muss, Augen und Ohren offenzuhalten, um das folkig angehauchte „The Water Received“ in seiner vollen Klasse mitzubekommen. Auch hier gibt es, neben einem starken Refrain, wieder so einiges zu entdecken. Das Instrumental „Holy Things“ fällt dankenswerterweise recht kurz aus, sodass bei „Coming Down“ wieder etwas Spannung aufgebaut werden könnte. Wird es aber nicht, da Amit Erez sich schwer damit tut, rein akustische Stücke so aufzubauen, dass sie trotzdem angemessene Aufmerksamkeit bekommen. Viel besser kann er das dann bei „Secret Cards“. Dieses Stück kann man fast schon als Prog Rock bezeichnen und spätestens bei „Love Again“ ist man vollends dort angekommen. Ein Klassestück, welches auch um 1970 herum hätte komponiert werden können. Mit dem Titeltrack befördert uns der Künstler dann wieder in die Neuzeit. Der Song verläuft immer bombastischer, am Ende mit stark verzerrten Gitarren und einer Explosion. Das wäre ein tolles Ende für die Platte gewesen, immerhin sind auch schon 38 Minuten vergangen, aber Amit Erez möchte gern noch ein über neunminütiges Stück anfügen, nur mit Akustikgitarre und Gesang vorgetragen und an dieser Stelle einfach „a bit too much“.

 

Recht abwechslungsreich gestaltetes Album, bei dem für meinen Geschmack die Verschnaufpausen zu lang(weilig) ausgefallen sind. Ansonsten gibt es, gerade für Freunde der ruhigen Töne, aber einiges zu entdecken.

 

Nils Obergöker – www.sounds2move.de / 20.04.2010