Amberian Dawn – “End of Eden“ / VÖ 22.10.2010

 

 

Amberian Dawn kommen aus Finnland, spielen symphonischen Power Metal und haben eine klassische Sopranistin hinterm Mikro. So weit so gut. Leider haben wir mittlerweile 2010 und die Tage, in denen Nightwish mit dieser Rezeptur ihre Ausnahmekarriere gestartet haben, liegen mehr als zehn Jahre zurück. Und so wird sich „End of Eden“, das dritte Album der Band aus Helsinki, den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass Innovation und Originalität beim Schaffensprozess nicht gerade Pate gestanden haben.

 

Nun muss Musik nicht unbedingt originell sein, um zu gefallen. Und die großen Vorbilder haben sich ja mittlerweile musikalisch immer weiter vom Power Metal in Richtung Orchester-Bombast entfernt und zudem stimmlich selbst kastriert. So ist da durchaus eine Lücke entstanden, die Amberian Dawn ausfüllen könnten. Doch leider können sie dies nur bedingt. Das liegt sicher nicht an den handwerklichen Fähigkeiten der Musiker. Mit gleich drei Gitaristen darf man auch das ein oder andere Riff-Feuerwerk oder ein paar gekonnte Soli-Exzesse erwarten. Die Rhythmussektion gibt sich keine Blöße, das Keyboard kann ein paar Akzente setzen, und der Sound weist auch den nötigen Druck auf. Ein erster Schwachpunkt ist in meinen Ohren der etwas eindimensionale Gesang von Heidi Parviainen, der fast ausschließlich in höchster Tonlage daher kommt und wenn es doch etwas tiefer wird ziemlich knödlig klingt. Das größte Manko ist aber das Songwriting. Es fehlt einfach an potentiellen Hits und Ohrwürmern, um in Nightwishs große Fußstapfen treten zu können. Erwähnenswert sind vielleicht der gefällige, mit Chören ausgestattete Opener „Talisman“, das durch den finnischen Opernstar Markus Nieminen aufgewertete rein klassische „Virvatulen Laulu“ und das abschließende, siebenminütige Opus „War in Heaven“, wo mit Peter James Goodman ebenfalls ein männlicher Gastsänger – diesmal allerdings in klassischer Heavy-Meta-Manier – zum Einsatz kommt.

 

Ich will „End of Eden“ nicht schlechter reden als es ist. Diejenigen, die immer noch „Oceanborn“ hinterher trauern, sollten in jedem Fall mal ein Ohr riskieren. Amberian Dawn liefern solide Kost. Mehr aber auch nicht.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 31.10.2010