Amaranthe "Breaking Point: B-Sites 2011-2015" / VÖ 30.10.2015

 

 

 

Als moderne Band wissen Amaranthe natürlich mit den Gegebenheiten der Gegenwart umzugehen. Das gilt nicht nur für ihren elektronisch inspirierten Modern Metal und eine damit einher gehende gehörige Portion Poppigkeit, sondern auch das Drumherum des aktuellen Musikgeschäfts. So haben sich die Schweden zwar dazu entschlossen, mit "Breaking Point: B-Sites 2011-2015" eine Compilation mit Raritäten anzubieten, wohl wissend aber, dass die insgesamt acht Songs im Grunde zu wenig sind, um den großen logistischen Aufwand in Kauf zu nehmen und sie im CD-Format auf den Markt zu bringen. Also erscheint dieses Song-Päckchen ausschließlich in digitaler Form und richtet sich primär an Fans der Band.

 

Für eben diese ist "Breaking Point" eine durchaus spannende Geschichte, denn Dreiviertel der Songs sind Akustikversionen bekannter Amaranthe Hits, womit schon auf dem Papier deutlich wird, dass der Kontrast zwischen beiden Welten durchaus erheblich ist. Hier die perfekt produzierten Stampfer, fett und modern produziert und mit mächtig Bums auf dem Kessel, und hier die beinahe fragilen Unplugged-Songs, ohne Grunts, ohne Wall of Sound, dafür mit Piano, dezenten Streicher-Samples und Akustikklampfe. Ausgerechnet die noch am unspektakulärsten geratene Nummer ("Hunger") gibt den Opener und sorgt für leichte Zweifel daran, ob dieses Projekt eine gute Idee war. Doch danach geht es schlagartig bergauf, die Songs werden intimer, eindringlicher und erwärmen das Herz der vermeintlich harten Headbanger im Handumdrehen. So gewinnt das bereits in der Originalversion als Ballade daherkommende "Amaranthine" in der stromlosen Umsetzung noch einmal gehörig an Tiefe, während "Burn with me" als eindringlicher Höhepunkt unter den Neuinterpretationen bezeichnet werden darf. Dazu gibt es noch eine Version von "Trinity" inklusive überaus verspielter Keys, die ebenso wie "True" zuvor bereits auf der Digipack Edition des aktuellen Albums "Massive Addictive" erschienen ist. Für alle Akustiksongs gilt, dass die männlichen Vocals von Jake Lundberg noch einmal eine andere Dimension bekommen, während Elize Ryd wärmer, zarter und ein Stück weit zerbrechlicher klingt als bei den wuchtigen Metalsongs. Von denen sind übrigens auch zwei auf dieser Raritätensammlung zu finden, damit die Gefühlsduselei nicht Überhand nimmt. Der Quasi-Titeltrack "Breaking Point" hätte dabei auch einem der regulären Alben gut zu Gesicht gestanden und vereint alle bekannten Stärken der Band, von den donnernden Drums, über den lässigen Chorus, bis zur Breitseite an Hooks. On top sorgen die Grunts von Henrik Englund für zusätzliches Feuer, die an In Flames zu "Soundtrack to your Escape"-Zeiten erinnern. Als Fan hat man unter ähnlichen Vorzeichen schon weniger für's Geld bekommen - reinhören ausdrücklich empfohlen.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de