Amanda Somerville „Windows“ / VÖ 2008

 

 

Also eines kann man der guten Amanda Somerville sicher nicht vorwerfen – kommerzielles Kalkül. Eigentlich wären die Referenzen der in Deutschland wohnenden US-Amerikanerin wie gemacht für ein paar schnelle Euros mit einem an ihre metallischen Aktivitäten angelehnten Album. Doch die Blondine tut genau das Gegenteil und legt uns stattdessen ein zweites Pop-Album vor.

 

Dieses hört auf den Namen „Windows“ und hat so ziemlich gar nichts mit den Bands und Projekten zu tun, mit denen man die Künstlerin innerhalb der Szene gemeinhin in Verbindung bringt. Denn das hier Gebotene ist keine Metal-Oper wie Avantasia und Aina und auch keine After Forever / Epica Dublette. Stattdessen setzt es fast gänzlich unmetallischen Pop mit einigen rockigen Kanten, womit der beinharte Heavy-Purist das lesen auch schon wieder einstellen kann. Alle anderen, die bereit sind ein offenes Ohr zu riskieren, werden schon bald feststellen, dass „Windows“ nicht nur grundsätzlich Airplay-tauglich wäre, sondern auch einige sehr gelungene Hits und Ohrwürmer in Petto hat. Hier seien zum Beispiel das mit stimmigen, aufwertenden Electronika versetzte und wirklich sehr gute „Mayday“ oder das luftige Pop-Nümmerchen „Point of Safe Return“ genannt. Ganz ohne druckvolle Gitarren geht es dann doch auch für Amanda nicht, die mit „Out“ Bergfest feiert, einer überaus gelungenen (Pop-)Rocknummer, die minimal an Evanescence erinnert. Sicherlich ist nicht alles überragend auf diesem Album und jeder Interessierte wird an anderen Nummern Gefallen finden. Etwa die gefühlvolle Ballade „All that I am“ dürfte – die richtige Stimmung vorausgesetzt – durchaus punkten können. Ich kann mir andererseits auch vorstellen, dass etwa bei der angeswingten Lounge-Nummer „Sometimes“ die Toleranzgrenze mancher Hörer längst überschritten sein könnte, was auch auf „Get me“ und das von einem Radio-Bekannten Popsternchen vorgetragen wohlmöglich zum Mainstream-Hit avancierende und mit RnB-Elementen versehene „My Song for You“ zutrifft.

 

Über die nackten Fakten müssen wir sicherlich nicht lange diskutieren, denn wer einer Simone Simons bzw. Floor Jansen noch etwas beibringen kann, muss ganz offensichtlich etwas auf dem Kasten haben. Mit Sascha Paeth und Miro an den Instrumenten und Reglern wären klangliche und handwerkliche Fronten ebenfalls geklärt. Was nun noch zählt ist der persönliche Geschmack und die ganz eigene Toleranzgrenze. Als kulinarische Wildsau kann ich „Windows“ eigentlich nur empfehlen, da Amanda Somerville hier viel Licht und nur wenig Schatten präsentiert. Die Verteidiger des wahren Stahls werden allerdings schon mal die Äxte wetzen und nach meinem Blut trachten. Mal wieder.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 28.01.2009