Altvater “Chroniken“ / VÖ 01.10.2009

 

 

Das Genre Folk Metal ist wahrlich nicht mit Innovation gesegnet. Altvater aus Dresden wählten wohl deshalb einen symphonischeren Zugang als die meisten anderen Bands, um sich etwas aus der unübersichtlichen Masse abzuheben. Erst 2007 gegründet, änderten sie in diesem Jahr ihren Namen von Nordheim zu Altvater und legen nun mit dem Demo „Chroniken“ nach der „Juniper“-EP von 2007 ihren zweiten Silberling vor.

 

Trommeln läuten den 7 Lieder umfassenden und damit für ein Demo sehr umfangreichen Reigen ein. Kurz darauf brettert man schon in Doublebass-Uptempo durch die heidnischen Lande, leider jedoch ist das kredenzte Lick etwas gar Keyboard- und Synthie-lastig. Sänger Pether Hantsche würzt das Ganze mit seinen an Equilibrium erinnernden hohen, keifenden Growls und Sreams. In  der  „Schreckenssteppe“ erklingt ein Männerchor-Sample, das gleich ergänzt wird durch peitschendes Trommelwerk. Mit dem beschwingten Thrashbeat setzt man zu neuen Höhenflügen an, leider aber klingen die Drums etwas künstlich und zudem sind einige Übergänge etwas holprig geraten. Drumcomputer lässt grüssen. Der bereits erwähnte Männerchor bleibt fast das ganze Lied über im Hintergrund, wodurch der Sound etwas überladen wirkt. Auch keine Freude hatten meine puritanischen Ohren daran, dass die vielen Samples die zurückhaltende und zu leise abgemischte Gitarre fast ganz verschlucken. Neben dem altbekannten Chor ertönt im Interlude „Kindheit“ gar eine Oboe. Dazu gesellen sich überraschend harte Gitarrenklänge, die überleiten in „Gewitter“, das seinerseits mit einem ebenso fetten Riff beginnt. Dieser Track wirkt konzentrierter als das bisher Gehörte, was auch daran liegt, dass die E-Gitarre gegenüber den Samples und Synthies an Bedeutung gewinnt. Leider ist das Solo im Zwischenspiel viel zu leise, aber der nette Refrain krönt mit Thrashbeat und Deathgrowls eines der stärksten Lieder der Scheibe.

 

In „Seelenschmiede“ sind die Samples leider wieder sehr dick aufgetragen, zudem wirkt das Ganze etwas uninspiriert, die Interludes scheinen nicht viel mehr als reine Lückenfüller zu sein. „Ältestenrat“, mein persönliches Highlight, groovt dann hingegen richtig schön, zudem sind hier die Gitarren so laut wie noch nie. Wieso nicht immer so, Jungs?! Die drei Dresdener zeigen sich plötzlich wie verwandelt, zu der kompromisslosen Gitarrenarbeit gesellen sich sogar Blasts. Sehr schön, so muss das sein! „Gleichgewicht“ lässt das Demo so ausklingen, wie mein Eindruck vom gesamten Werk ausfällt: zwiespältig. Die Westerngitarre in der zweiten Songhälfte wirkt z.B. reingeklebt. Der epische Abgang wird neben Chor und Trommelwerk getragen von weiblichem Gesang, der nicht wenige (absichtlich?) schiefe Töne aufweist.

 

Das offensichtliche Vorhaben, mit Hilfe der zahlreichen Samples der Musik einen Schuss Mystik und Epik zu verabreichen, ist nur bedingt gelungen. „Chroniken“ wirkt leider des Öfteren zu überladen und folglich unkonzentriert. Die guten Ansätze beim Songwriting werden durch ein paar Leerläufe verwässert. Ich finde Altvater folglich dann am stärksten, wenn die E-Gitarre ordentlich laut und dominant ist. Für die Zukunft wünsche ich mir von Altvater einen Drummer aus Fleisch und Blut, den wirklich konzentrierten und gezielten Einsatz von Samples und mehr harte Riffs, die halt auch live am besten kommen würden. Am Umfang gibt's hingegen wirklich gar nichts auszusetzen, denn im enthaltenen Bonus-Ordner findet ihr das astreine Album-Artwork als Wallpaper, Lost Songs sowie Vocal-Outtakes.

 

Das Langeisen könnt ihr direkt beim Label G.U.C. beziehen: http://www.gucarea.de/gucalt/xaran/index.htm .

 

Richard Hänzi – www.sounds2move.de / 15.10.2009