Alter Bridge „Live from Amsterdam“ / VÖ 14.01.2011

 

 

 

Sie schien zur Neverending Story zu werden, zum Spielball zwischen Rechtsabteilungen, Lizenzinhabern und Urhebern. Jetzt – endlich – können Alter Bridge ihr Live-Dokument „Live from Amsterdam“ offiziell und in vollumfänglicher Version mit Konzertmitschnitt auf DVD plus leicht gekürzte Fassung als Bonus-CD ihren Fans feilbieten.

 

Und das Warten hat sich gelohnt. Obwohl der eine oder andere bereits bei der US-Version zugeschlagen hat, die jedoch einzig und allein den DVD-Mitschnitt beinhaltet, war es sicher keine schlechte Entscheidung bis zur Veröffentlichung der ab sofort erhältlichen „Vollversion“ zu warten. Diese kommt nämlich neben dem kompletten Live-Konzert noch mit einer Fotogalerie, einer Banddokumentation und, was besonders reizvoll ist, einer Live-CD, die nahezu das komplette Set auch für unterwegs genießbar macht. Genießen kann man auch die High-Definition Version für den heimischen Fernseher. Mit sehr abwechslungsreichen Schnitten und Schnittfolgen, die je nach Song auch mal schneller und langsamer werden, bleibt „Live from Amsterdam“ auch hinten raus noch interessant und sehenswert. Schema F hat keine Chance, denn hier wurde mit Liebe fürs Detail agiert. Die Holländer und die angereisten Anhänger aus dem Ausland geben in der wunderschönen, zu oft auf ihren Rotlichtbezirk reduzierten Metropole alles und stehen wie ein Mann hinter dem Quartett um den souveränen Myles Kennedy. Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Myles hat auf der Bühne eine Authentizität, Natürlichkeit und einen Charme, den man entweder hat, oder wenn nicht auch nicht erlernen kann. So muss der drahtige Sänger und Gitarrist auch wenn er sein Instrument mal nicht in der Hand hat keine großen Sprints über die Bühne hinlegen oder sich beim Headbangen verausgaben, um wahrgenommen zu werden. Seine positive Art und die meist kleinen, aber wirkungsvollen Gesten dirigieren den Mob auch so traumwandlerisch. Dass mit der Heineken Music Hall dabei das größte Rock-Venue der niederländischen Hauptstadt (noch vor Melkweg und Paradiso) nach seiner Pfeife tanzt, soll an dieser Stelle nicht unter den Tisch fallen. Ebenso wie die bereits angesprochene Doku, welche Alter Bridge zu einem Akustik-Set nach Italien begleitet, in die Londoner Brixton Academy und auch sonst Backstage mit dabei ist und zweigt, dass Mark Tremonti fast nie ohne Klampfe in der Hand anzutreffen ist oder wie Brian Marshall darüber philosophiert, dass der Bass im Grunde ein ziemlich langweiliges Instrument ist. Da ist es eine willkommene Abwechslung, wenn die Musiker sich – wie 2008 mehrfach geschehen – Fans per Gewinnspiel zum Soundcheck einladen, die im Idealfall sogar gemeinsam mit der Band deren Songs zum Besten geben dürfen. So sieht Fannähe aus. Wer diese Hingabe seitens der Musiker mit dem Kauf dieser DVD/CD-Kombi belohnt, holt sich ein rundum wertiges Package in die heimischen vier Wände.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 13.01.2011