Alter Bridge „Live at Wembley“ / VÖ 30.03.2012

 

 

 

Erst Amsterdam, jetzt London. Alter Bridge fühlen sich offensichtlich sehr wohl in Europa, weshalb auch ihre zweites Live-Dokument “Live at Wembley” in unseren Breitengraden aufgezeichnet wurde. Um gleich Verwechslungen vorzubeugen: Wir reden nicht vom Wembley Stadion, in dem u.a. die Foo Fighters als gefeierte Helden in die Rockgeschichte eingegangen sind. Ganz so weit sind Alter Bridge dann doch noch nicht, auch wenn sie es bestimmt verdient hätten. Stattdessen zeigt diese BluRay das Quartett in der Wembley Arena, einer ebenfalls nicht kleinen Konzerthalle in der englischen Hauptstadt.

Mit diesem Teil möchte man ein Stück weit auch die Fans bei der Stange halten, die jetzt für mindestens ein Jahr auf ihre Lieblinge verzichten müssen. Myles Kennedy tourt bekanntlich mit Slash und dessen Soloband um den Globus, während sich das verbleibende Trio an ein neues Creed-Album macht. „Live at Wembley“ zeigt das Kleeblatt und seine britischen Anhänger jetzt noch einmal von ihrer Schokoladenseite. „Davon habe ich geträumt, als ich als kleiner Junge in meinem Zimmer stand und auf einem Tennisschläger Luftgitarre gespielt habe“, lässt Kennedy schon früh verlauten und in der Tat hat er erreicht, wovon viele Nachwuchsrocker träumen – nur dass es beim Gros bei eben diesen Träumen bleibt. Alter Bridge dürfen hingegen Abend für Abend vor mehreren Tausend Fans spielen, wenn die sich dann noch so leidenschaftlich wie in Wembley präsentieren, kann es einem schon mal die Worte verschlagen. Das passiert dem Alter Bridge-Sänger übrigens häufiger, meistens allerdings mit purer Absicht wie er im Dokufilmchen „Road to Wembley“ verrät. Der Frontmann neigt nämlich dazu an Showtagen fast komplett ohne gesprochenes Wort auszukommen, alles für die Stimme versteht sich. Mal ganz abgesehen vom Risiko einer Grippe (O-Ton drei von vier Bandmitglieder: „Die bekommt unser Bassist immer als erster und dann stecken sich alle an!“). Überhaupt würde Kennedy ob seiner Anfälligkeit für Erkältung und Co. am liebsten den Jungen in der Seifenblase mimen, wie er augenzwinkernd wissen lässt. Diese und andere Geschichten (zum Beispiel davon, dass Zürich so teuer ist, dass Myles sich dort nicht mal einen Teller Suppe leisten kann) stellen jedoch lediglich den Bonusteil dar, Hauptkaufargument ist eine aufwändig gefilmte Arena-Show, in deren Zusammenhang man zwangsläufig vom viel bemühten Siegeszug sprechen muss. In überragender Bild- und Tonqualität rockt man sich durch Großtaten aus drei Alben, zündet große Feuerfontäne, erfreut mit einer LED-Wand (die das klassische Backdrop ersetzt) und erleuchtet die komplette Halle mit einer feinen Lasershow. Kurz gesagt: Alles ist schöner, größer, besser als auf dem erste Live-Mitschnitt „Live from Amsterdam“ und die Setlist wurde um Perlen von „AB III“ erweitert, etwa das unschlagbare „I know it hurts“, das nicht minder famose „Ghost of Days gone by“, „Wonderful Life“ und das hart rockende „Isolation“. Zu deren Gunsten wurden auch die spielzeitbedingten Kürzungen bei der beigelegten Live-CD vorgenommen. Alle neuen Hits sind nämlich auf selbiger vertreten, einige Dubletten zum Vorgänger fielen hingegen dem Rotstift zum Opfer. Alles sehr kundenfreundlich also – aber von Alter Bridge sind wir auch nichts anderes gewohnt.

Markus Rutten - www.sounds2move.de