Alter Bridge „AB III“ / VÖ 08.10.2010

 

 

 

„Unser drittes Album wird deutlich düsterer als man es von uns gewohnt ist“ orakelten Alter Bridge vor ein paar Monaten im Bezug auf „AB III“. Jedem war klar, dass solche Ansagen in der Regel alles Mögliche bedeuten können, aber bei dem einen oder anderen Fan sorgte man ob dieser Ungewissheit dennoch für eine gewisse Unruhe.

 

Alter Bridge goes Type O Negative? Mitnichten. Wobei mir nichts ferner liegt als die Herren Kennedy, Tremonti, Marshall und Phillips als Lügner zu bezeichnen. Doch muss man „AB III“ erst einmal auf eigene Faust erkunden, um zu verstehen was die Musiker mit derlei Äußerungen auszudrücken versuchten. Songtitel wie „Words darker then their Wings“, „Isolation“ und besonders „All Hope is Gone“ sprechen oberflächlich erst einmal eine deutliche Sprache, werden – rein von der titelgebenden Aussage her - durch „Wonderful Life“ und „Life must go on“ aber sogleich wieder relativiert. Linear dazu geht es auch musikalisch mal düsterer und mal heller zu, am Ende findet „AB III“ aber seinen Frieden mit sich, welcher sich schlicht und ergreifend in durchweg hochklassigen Rocksongs manifestiert. Alter Bridge sind eine dieser Bands, die durch und durch cool sind, ohne gleichzeitig besonders hip, und schon gar nicht trendbewusst oder optikbezogen zu sein. Etwa bei dem leicht verdaulichen und mit dezent emotionaler Schlagseite versehenen Rocker „Ghost of Days gone by“ („Broken Wings“-Kategorie!) würde im Traum niemand auf die Idee kommen von Ausverkauf oder Anbiederung zu sprechen. Warum? Weil es Blasphemie wäre und Alter Bridge für derlei Kalkül seit dem ersten Album viel zu sehr ihrem musikalischen Herzen folgen. Mit den Referenzen und Fähigkeiten der einzelnen Musiker wäre es ein leichtes, auf die Nickeback-Schiene zu wechseln… nur will man das nicht. Warum auch, denn das Quartett erntet auch so die Lorbeeren seiner Arbeit, hat Erfolg und eine treue Anhängerschaft, was sich unter anderem daran zeigt, dass schon vor Monaten eine Europatour angekündigt wurde, die vielerorts längst ausverkauft ist. Ungefähr zur gleichen Zeit tauchten auch die Aussagen über „das dunkle Album“ auf. Die Angst vor dem Ungewissen hat beim Anhang also doch nicht im großen Stile um sich gegriffen. In der Ruhe liegt die Kraft und der Fan bekommt seinen Vertrauensvorschuss nun in Form von „AB III“ doppelt und dreifach zurückgezahlt. Von wegen düster: Wer diesen Teller in den Player legt, strahlt bald übers ganze Gesicht.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 03.10.2010