All Ends “All Ends“ / VÖ 26.09. 2008

 

 

Wenn die Familienangehörigen berühmter Metal-Musiker anfangen, selber Musik zu machen, so ist dies nicht immer unbedingt ein Garant für Qualität. Peter Dirkschneider, John Araya und zuletzt Lauren Harris seien hier als warnende Beispiele genannt. Wie verhält es sich nun mit All Ends, der Band von Emma Gelotte, Schwester von In Flames Gitarrist Björn Gelotte, der zusammen mit seinem Bandkumpan Jesper Strömblad auch kompositorisch für die im letzten Jahr erschienen Debüt-EP „Wasting Life“ aktiv gewesen ist?

 

Zunächst einmal muss man relativierend sagen, dass Emma Gelotte neben Tinna Karlsdotter nur eine von zwei gleichberechtigten Frontdamen ist und dass sich die Band mit dem nun erschienenen, selber komponierten Debüt etwas aus dem In-Flames-Schatten gelöst hat. Musikalisch sind All Ends sowieso in wesentlich seichteren Gefilden zuhause. Zwar gelingt es den beiden Gitarristen Fredrik Johansson und Peter Mårdklint mitunter einige harte Riffs und Grooves unter zu bringen (z. B. der flotte Opener „Walk Away“, das abwechslungsreiche „Pretty Words“ oder der Rausschmeißer „Ready to go back“), doch ist der Gesamteindruck des selbstbetitelten Albums sehr poppig. Dafür sorgen neben den meist zweistimmigen Gesängen und den melodischen Gitarrenläufen vor allem die überaus eingängigen Hooklines. Songs wie „Still Believe“, das bereits von der EP bekannte „Wasting Life“ oder die Ballade „Just a Friend“ gehen einem nach mehrmaligem Hören nicht mehr aus dem Kopf. Die Produktion von Christian Wolff, der bereits Within Temptation oder Rage den letzten Schliff verpassen durfte, gibt dem ganzen die nötige Effektivität und Durchschlagskraft. Wäre das Musikfernsehen in Deutschland nicht inzwischen tot und das Radio so ausgesprochen rockfeindlich, stände erfolgsversprechenden Singleauskopplungen eigentlich nichts im Wege. Denn All Ends spielen einen sehr massenkompatiblen Mix aus altem Frauen-Pop-Rock der Marke Lita Ford oder Vixen, neuem Alternative-Stoff (z. B. Evanescence) und Heavy Metal. Der Sound ist einerseits dafür geeignet, Anhängern der harten Gangart einen melodischen aber glaubwürdigen Kontrapunkt zu verschaffen, andererseits aber auch nicht zu hart, um Fans von Vanilla Ninja oder Christina Stürmer zu verschrecken. Zudem hat man mit den beiden nicht gerade unattraktiven Frontdamen auch zwei Aushängeschilder, die sich sehen lassen können. Auf der demnächst stattfindenden Tour im Vorprogramm von Oomph! haben die Schweden die Gelegenheit, an ihrem kommerziellen Durchbruch in Deutschland zu arbeiten.

 

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 03.10.2008