Russel Allen & Jorn Lande "The Revenge" / VÖ 11.05.2007

In der alten und oft zitierten Bibel der kommerziellen Gesetze steht geschrieben, dass wenn ein Produkt auf dem Mark erfolgreich ist eine ähnlich gelagerte Fortsetzung die logische Konsequenz darstellt. Des Weiteren steht geschrieben, dass die Fortsetzung die gleichen Stilmittel wie der Vorgänger aufzuweisen hat, sich aber im Idealfall auch steigern muss. Soviel zur Theorie, kommen wir nun zur Praxis.

"Kauft euch dieses Album!", mit diesen Worten beendete ich 2005 meine CD-Rezension zu "The Battle", dem Vorgängerwerk des nun vorliegenden "The Revenge". Und im Grunde könnte ich auch diese Besprechung mit jenen Worten ausklingen lassen, da "The Revenge" mit denselben Stilmitteln aufwartet, die schon aus "The Battle" ein ausgezeichnetes Melodic Metal Album gemacht haben. So liefern sich die beiden begnadeten Sänger Russel Allen (Symphony X) und Jorn Lande (Ex-Masterplan) abermals ein atemberaubendes Sangesduell, während auch Gitarrist Magnus Karlsson wieder mit seinem durchwegs überzeugenden Songwriting aufzutrumpfen vermag. Doch unterm Strich reicht dies leider alles nicht aus, um bei mir dieselbe überschwängliche Euphorie wie vor zwei Jahren bei der Besprechung von "The Battle" hervorzurufen. Denn ganz egal wie gut eine Fortsetzung ist, im Endeffekt hat jedes Nachfolgerwerk zwangsläufig unter dem "Wiederholungseffekt" zu leiden. War die Sangespaarung von Russel Allen und Jorn Lande damals noch etwas besonderes, so ist das Aufeinandertreffen dieser beiden Ausnahmesänger nun gewissermaßen jenem "Wow-Effekt" der vergangenen Tage beraubt. Zusätzlich wird dem Kenner des Vorgängeralbums auch auffallen, dass obwohl die "Revenge" Songs um einiges härter und gitarrenorientierter daherkommen, sie gleichzeitig auch von einer gewissen Stagnation durchzogen sind, weil sich das Dreigestirn Allen, Lande und Karlsson im Großen und Ganzen nur auf das Aufwärmen einer bewährten Erfolgsformel konzentriert. Von daher könnten Songs wie z.B. "The Revenge", "Victory", "Will you Follow", "Her Spell" und "Who can you Trust" auch problemlos von "The Battle" stammen, da außer dem gesteigerten Härtegrat keine Unterschiede auszumachen sind. Das mag zwar der Grund dafür sein, dass sich "The Revenge" auf einem qualitativ gleich hohen Niveau wie "The Battle" bewegt, aber es zeugt im selben Atemzug auch von einem Mangel an Originalität, was wiederum der Grund dafür ist, dass "The Revenge" im Endeffekt trotzdem einen leicht ernüchternden Eindruck hinterlässt.

Russel Allen, Jorn Lande und Magnus Karlsson haben ohne Zweifel die Bibel der kommerziellen Gesetze verinnerlicht, was aus "The Revenge" eine durchwegs hörbare Fortsetzung eines großartigen Vorgängers macht. Alle die schon an "The Battle" ihre Freude hatten, sollten somit auch in "The Revenge" reinhören, da alle Stärken des Vorläufers auch bei der Fortsetzung zum Zuge kommen. Trotzdem wird man nach dem anhören von "The Revenge" nicht das Bedürfnis danach haben, dass die drei Herren zu einem dritten Schlag ausholen.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 15.05.2007