Alice Cooper "Super Duper Alice Cooper" / VÖ 23.05.2014

 

 

Sam Dunn und Scot McFadyen sind seit ihrer viel beachteten und interessanten Metal-Doku "Metal - A Headbanger's Journey" (2006) ziemlich gut im Geschäft. Das Talent des Duos hat sich herum gesprochen, was unter anderem Ikonen wie Iron Maiden oder Rush dazu veranlasste, jeweils ein Bandportrait in die kompetenten Hände des Duos zu geben. Nun reiht sich auch Vincent Furnier alias Alice Cooper in diesen Reigen ein, dem mit "Super Duper Alice Cooper" nun in Bild und Ton gehuldigt wird.

 

Wobei man von einer reinen Huldigung gar nicht sprechen kann. Klar soll und wird auch die außergewöhnliche Karriere des Pastorensohns aufgezeigt, wir sind hier schließlich nicht bei "Roast", wo die Stars teils ziemlich derbe ihr Fett weg kriegen. Trotzdem werden etwa die starken Alkoholprobleme Coopers thematisiert, der spätestens mit dem Erfolg von "School's out" nicht mehr wusste wo ihm der Kopf steht, schließlich war er gerade zum Superstar aufgestiegen. "Ich habe mich damals in der Figur Alice Cooper verloren", berichtet der Sänger rückblickend als Stimme aus dem Off. "Warum Vince sein, wenn Alice so beliebt und erfolgreich ist?" Ja, Alice Cooper spricht (wie z.B. auch Lothar Matthäus es jahrelang gern getan hat) von sich bzw. seinem Bühnen-Alterego meist in der dritten Person. Schizophrenie? Mindestens. Noch dazu eine, die sich mit zunehmendem Erfolg weiter potenzierte. In diesem Zusammenhang fällt ein schöner Satz rund um den Überraschungserfolg der ersten Hitsingle "Eighteen", der die Sache wie den Nagel auf den Kopf trifft: "Giving Alice Cooper a hit-single is like letting the lunatics run the asylum", zu deutsch "Alice Cooper einen Hit zu geben ist als würde man die Irren das Kommando im Irrenhaus übernehmen lassen". Und das bringt es in der Tat auf den Punkt, was Vince Furnier selbst schmerzhaft erfahren muss, denn nach "School's out" verlor er sich erst im Teufel Alkohol, nur um wenig später auf Kokain umzusteigen, was neben seinem Gesundheitszustand auch seine Ehe in den Abgrund stieß. Mittlerweile sind Cooper und Sheryl Goddard übrigens wieder zusammen und wieder glücklich verheiratet. Genau an dem Punkt, als unser Protagonist seine Sucht überwunden, seine Karriere wieder zum Laufen und seine Beziehung zu Frau und Tochter wieder aufgebaut hatte, endet "Super Duper Alice Cooper". Auf einem Höhepunkt also, den stellvertretend ein ausverkauftes Konzert in der legendären Hollywood Bowl von Los Angeles symbolisiert. Ein Siegeszug sondergleichen, der nicht nur den im Publikum befindlichen Elton John in Verzückung versetzt ("die perfekte Show"), sondern auch die Abertausend Fans, für die es Cooper extra Damenschlüpfer aus über der Location fliegenden Helikoptern regnen lässt. Gewissermaßen übrigens ein Querverweis auf die "School's out" LP, die der Vater aller Schockrocker seinerzeit ebenfalls in Unterbuchsen stecken ließ, um die prüden Eltern seiner jugendlichen Fans zur Weißglut zu treiben. Doch das ist nur eine von vielen kleinen Anekdoten auf "Super Duper Alice Cooper", andere handeln davon wie man mit Frank Zappa und dessen Label zusammenkommt, wie Alice die 60er-Ikonen Jimmy Hendrix, Janis Joplin und Jim Morrison völlig zugedröhnt in einem Hotelzimmer kennen lernt oder die Band bei einem Konzert "aus Versehen" ein Huhn tötet, was für Entsetzen und eisige Stille im Publikum bestehend aus 70.000 Kindern der Flower Power sorgt. Wieder andere Geschichten zeigen den harten Weg nach oben, etwa das grandiose Scheitern der Alice Cooper Band bei ihrem ersten Versuch, nach ihrem Abschied aus Phoenix in Los Angeles Fuß zu fassen. Desillusioniert zieht es die Truppe nach Detroit, wo der Stern des Gespanns, vor allem aber der ihres Frontmannes, einen rasanten Aufstieg erlebt. Gerade diese frühen Kapitel dieser Dokumentation sind leider etwas zäh und langatmig geraten und können mit dem Rest dieses Films nicht mithalten, der erst etwa zur Hälfte richtig Fahrt aufnimmt und dann auch endlich richtig gut unterhält. Eine neue Bestmarke haben Dunn/McFadyen mit "Super Duper Alice Cooper" so letztlich also nicht gesetzt, aber trotzdem einmal mehr einen Streifen abgeliefert, den der geschichtsbewusste Rocker gesehen haben sollte.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de