Alev „We live in Paradise“ – Plattenkritik / VÖ 06.12.2004
Zuletzt
tauchten Alev vermehr auf Festivals der härteren Gangart auf. So wurden
u.a. das Summer Breeze und Sundown Festival gespielt. Womit wir auch schon bei
der neuen Platte sind. Die klingt nämlich um einiges härter als
die Vorgänger „Breakable“ und „Broken“.
Natürlich sind Alev in der Zwischenzeit nicht zur Metalband mutiert oder haben Double-Base-Gewitter in ihre Songs integriert. Vielmehr hat sich auf die Scheibe niedergeschlagen, was sich bei Liveauftritten schon angekündigt hatte. Die Gitarren sind druckvoller geworden, die Bässe prägnanter. Dabei merkt man jedoch zu jedem Zeitpunkt, dass dort Alev im CD-Player rotieren. Man könnte sagen das Quintett hat sich weiter entwickelt, ohne seine Wurzeln zu vernachlässigen.
Die
ruhigen Töne sind auf „We live in Paradise“ etwas dezenter gestreut,
dafür zeichnen sich einige der neuen Songs durch ihre intelligenten
Tempiwechsel aus. So beginnt zum Beispiel „Wherever I am going now from
Here“ mit einem schönen Groove dessen Dahinplätschern dann nach fast
genau 60 Sekunden durch donnernde Gitarrenwänden auf einen Schlag zerrissen
wird und getragen von verzerrten, nach vorne gehenden
Vocals fast schon in metallisch, industrial-ähnliche Gefilde eintaucht.
Doch schnell kehrt der Groove zurück und zum Ende hat der Song auch noch ein
schönes Gitarrensolo zu bieten. Dieser
Song zeigt auf, was diese Platte darstellt – Abwechslung wird hier groß
geschrieben und so wird „We live in Paradise“ zu keinem Zeitpunkt
langweilig.
Glücklicherweise
verzichten Alev bei der Steigerung des Härtegrades nich gänzlich auf ihre
Balladen, denn mit „Dying Everyday“ befindet sich ein echtes
Schmuckstückchen in Sachen Rock-Pop-Balladen auf diesem Silberling. Die gute
Alev Lenz, die übrigens (genau wie Keyborder/Gitarrist Saner) türkische
Wurzeln hat, lässt bei diesem Track, genau wie auf dem gesamten Album wie immer
nichts anbrennen und überzeugt nicht zuletzt durch das Talent ihrer Stimme von
Titel zu Titel einen neuen Charakter zu verpassen. Dieses Debüt hat Hand und Fuß
und weiß, wie schon die vorangegangenen Indi-Releases, den Eindruck zu
vermitteln, dass Alev in der Lage sind sich eine größere Hörerschaft
problemlos durch ehrliche Arbeit und reife Songs zu erspielen.
Markus
Rutten – www.sounds2move.de /
02.12.2004