Alev „Black Carousel“ / VÖ 11.03.2011


 

 

Ein wenig still war es zuletzt um Alev geworden, bevor man nicht nur mit der Ankündigung eines neuen Albums aufhorchen lassen konnte, sondern auch damit in Manuel Di Camillio (Ex-Equilibrium) einen talentierten neuen Schlagzeuger gefunden zu haben. Während sich Vorgänger Niki inzwischen gegen die Musik und für die Filmindustrie entschieden hat, legen seine langjährigen Kollegen nun „Black Carousel“ vor.

Eine kleine Kritik gleich zum Beginn: Das Artwork ist nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Nächstes mal wieder etwas mehr Liebe für’s Detail bitte. Apropos Liebe: Mit dem Kuschelkurs des Vorgängers „Alev“ (2008) ist es erst einmal vorbei. Auf ihrem dritten Album klingen Alev lange Zeit krachiger und lärmiger, vor allem aber düsterer und härter als man es von ihnen bisher gewohnt war. Der Fokus liegt hörbar auf den Gitarren, man verneigt sich auch mal vor den Ikonen des Grunge („∞“, Saner Ariduru übernimmt hier erstmalig den Leadgesang) und lässt darüber hinaus mit „Eyes Wide Open“ und „Why do i stay“ (Sängerin Alex Janzen deutet sogar reinrassige Grunts an) noch deutlicher denn je Metal-Einflüsse zu. Ein Grund für die organische Härte der neuen Songs ist wohl der Umstand, dass „Black Carousel“ im Studio live eingespielt und nicht Instrument für Instrument einzeln aufgezeichnet und dann alles zusammengefügt wurde. Das hat zur Folge, dass die Münchner - für all diejenigen, die immer Vergleiche zur Orientierung brauchen – mittlerweile weit weg sind von Die Happy und stattdessen näher an Skunk Anansie gerückt sind. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass man sich für „Everlast“ fast reinrassige No Doubt-Strophen gegönnt hat.

Ohne Zweifel ist „Black Carousel“ nicht nur dunkler und schwerer, sondern auch etwas sperriger als seine beiden Vorgänger geraten. Deren Leichtigkeit findet sich nur noch in „When it’s over“ und vor allem „Lose“, einem Song, der mit seiner verspielten, atmosphärischen Art, den eingewobenen Elektronika und der einfühlsamen Gesangslinie alle Stärken des Vorgängers besitzt und damit im besten Sinne zum poppigen Ohrwurm geraten ist. Über mehr Kompositionen von diesem Schlag (wie zuletzt auf „Alev“) würde ich mich persönlich nicht beschweren, allerdings haben die Künstler einen anderen Weg eingeschlagen, den man vor allem aus kreativer Hinsicht akzeptieren sollte. Ein kleines bisschen meckern muss aber erlaubt sein – außer beim Gesang, denn Alex Janzen ist auch diesmal mit ihrem Ausdruck und der Wandlungsfähigkeit über alle Zweifel erhaben.

Markus Rutten – www.sounds2move.de