Alev „Alev“ / VÖ 23.05.2008

 

 

Eine Berg- und Talbahnfahrt haben sie hinter sich, die Münchener Modern Rocker Alev. 2004 hatte man – damals noch ohne Deal – beim Summer Breeze gespielt, wenig später das erste offizielle Album veröffentlicht und anschließend unter anderem in China getourt und sich in der Türkei zu regelrechten Rockstars empor geschwungen, inklusive dem Slot des Co-Headliners unter Slayer auf dem größten Open Air am Bosporus. Doch auch Rückschläge musste die Band schon wegstecken, etwa die Trennung vom einstigen Label, die zermürbende Suche nach einem neuen Geschäftspartner und nicht zuletzt den Verlust ihres Aushängeschildes Alev Lenz.

 

Zumindest letztere wurde recht zügig und adäquat durch Alex Janzen ersetzt, die aber erst jetzt ihre erste akustische Duftnote setzen darf, da „Alev“ aufgrund der geschäftlichen Lage hat auf sich warten lassen (mehr dazu im bald erscheinenden Interview bei uns). Dafür ist der Einstand der Blondine umso beachtlicher, die ihre begabte Vorgängerin mit ihrer enormen Bandbreite noch in den Schatten stellt. So erinnert etwa „My Cover“ gesanglich stellenweise an Dolores O Riordan von den göttlichen Cranberries, während „Unique“ – einfühlsam vorgetragen - wohl zu den besten radiotauglichen Rockballaden der letzten 12 Monate zu zählen ist. Überhaupt hat man das Gefühl, dass die kraftvollen Balladen das neue Steckenpferd von Alev sind, denn ausnahmslos alle Stücke dieser Couleur auf „Alev“ können als erstklassig bezeichnet werden. Hier sei neben den beiden bereits erwähnten Nummern auch „Devotion“ und „On my Own“ genannt. Dass der Fünfer auch anders kann, das deutet „Disconnected“ bereits an, bevor „Institutionalized“ kantig und heavy daher kommt und damit einen gelungenen Kontrast zum Restprogramm bietet. Unterdessen muss man dem Bonustrack, einem Remix von „Cause & Effect“, leider attestieren überflüssig zu sein, während „Stained Lies“ auch nach mehrmaligem Hören unauffällig bleibt. Doch trotz kleiner Beanstandungen kann und darf man sich freuen, dass Alev zurück, musikalisch gereift und mit einer erstklassigen zweiten Platte gesegnet sind. Evine Hoşgeldin.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 27.05.2008