Aiden „Disguises“ / VÖ 01.04.2011

 

 

 

Nanu, wer hat denn da bitteschön vom Power Metal-Kuchen genascht? Versuchen sich Aiden etwa neuerdings an epischem Hartmetall, nachdem sich Sänger Wil bereits als Solokünstler auf seltsame Darkwave-Pfade verlaufen hatte?

 

Glücklicherweise bleiben sich Aiden treu, selbst wenn man während dem Intro „The Devil’s Eyes“ eine gewisse Verblüfftheit nicht von der Hand weisen kann. Damit ist mit dem sich direkt anschließenden „Horror Queen“ schon wieder Schluss, denn schon der Titel lässt erkennen, dass einen hier Aiden in Reinkultur erwartet. So setzt es die lieb gewonnene Kombination aus Punkrock und Post-Hardcore, bei der auch die Singalongs nicht zu kurz kommen. Das hat schon auf den Vorgängern wunderbar funktioniert („Let the right one in“) und geht auch diesmal umgehend ins Tanzbein. Blöd nur, dass sich die Amis zwar grundsätzlich auch bei allen anderen Songs (mit Ausnahme der Ballade „Radio“) an diesem Konzept orientieren, das Ergebnis aber nicht immer so durchschlagskräftig und packend ist, wie man hoffen oder vermuten könnte. Schuld daran sind nicht nur die teils übertrieben krachig dahin geschluderten Songs, sondern vor allem deren Produktion im DIY-Format. Hier stößt vor allem die Gesangsproduktion mancher Songs sauer auf, die zwar grundsätzlich nicht so grottig klingen wie die Akustik-Bonustracks vom zuvor veröffentlichten Live-Album „From Hell… with Love“, aber doch dermaßen unsauber und mit Hall aufgenommen wurden, dass man selbst von einer Punkband mehr Wertschätzung für eine sauberere Produktion erwarten würde. Manchen Songs (z.B. „Hysteria“) kann das alles nichts anhaben, was „Disguises“ davor bewahrt sich völlig zu verzetteln. Spaß kann man mit dieser Platte nämlich trotzdem haben, allerdings sollte man nicht all zu genau hinhören und sich darüber im Klaren sein, dass Aiden sich noch nie an ein audiophiles Publikum gerichtet haben. Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger „Knives“ zieht „Disguises“ aber definitiv den Kürzeren, und zwar in allen Belangen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de