Adrenaline Mob "Men of Honor" / VÖ 21.02.2014

 

 

 

Besonders zurückhaltend steigen Adrenaline Mob nicht in ihr zweites Album „Men of Honor“ ein. Gleich der Opener heißt vielsagend "Mob is back" und legt mit schmuckem Groove los, der in ähnlicher Form auch schon von einer anderen Supergroup präsentiert wurde, nämlich The Damned Things. Doch das hier sind Adrenaline Mob, im Klartext also Russell Allen, Mike Orlando, John Moyer und Neu-Drummer AJ Jero, und die gehen insgesamt härter zu Werke als besagte Kollegen. Dass Mike Portnoy inzwischen nicht mehr mit von der Partie ist, kann getrost unter ferner liefen firmieren, denn songschreiberisch hatte der Workaholic schon beim Debüt nichts zu melden.

 

Dass "Men of Honor" jetzt relativ früh nach dem Debüt "Omerta" erscheint, hat durchaus seine Vorteile. Zum einen natürlich den banalen Grund, dass Adrenaline Mob - Allstar-Besetzung hin oder her - einfach im Gespräch bleiben. Vor allem aber hat man sich musikalisch auf das beschränkt, was auch live am besten funktioniert hat und konnte sich somit nicht unnötig den Kopf zerbrechen. Machen statt quatschen sozusagen, was bekanntermaßen auch schwer in die Hose gehen kann, in diesem konkreten Fall aber der Frische und Griffigkeit sehr zugutekommt. Das betrifft nicht nur den satten Groove, der schon das Debüt auszeichnete, sondern sorgt auch einfach für Songs, die fast durchgängig zum Punkt kommen, ohne all zu weit vom Kurs abzuweichen. O.k., "Feel the Adrenaline" gönnt sich einen ziemlich ausladenden Mittelteil, dafür tritt einem die Band hier abgesehen davon aber immer noch ordentlich in den Hintern. Mit "Men of Honor" schiebt man direkt den nächsten kleinen Hit nach, dessen Chorus wirklich gut rein läuft. Bassist John Moyer, der ein ums andere Mal für ordentliches Pumpen in der Magengegend sorgt, dürfte darüber hinaus erfreut sein, dass Adrenaline Mob stärker auf Abwechslung setzen als es seine (Ex-) Band Disturbed tat, deren letzte Alben leider ziemlich uninspiriert das eigene Schema F kopierten. Derartigem Trott wirkt der Mob etwa mit "Crystal clear" entgegen, einem entspannten Kontrastpunkt zum sonstigen Groove Metal, vorgetragen hauptsächlich auf der Akustikgitarre und von Allen mit deutlich weniger Reißnägeln in der Stimme als bei den lauten Brechern zum Besten gegeben. Mit "Behind these Eyes" findet sich auch noch eine zweite ruhige Nummer auf "Men of Honor", sogar eine, die man mit Fug und Recht in die Kategorie "gelungene Powerballade" einsortieren kann.

 

Ich will ehrlich sein: Eigentlich hatte ich ein Album erwartet, auf dem Adrenaline Mob "halt einfach mal machen" und schauen wie sich die Dinge so entwickeln. Stattdessen haben die Herren eine ganz genaue Vorstellung davon, was sie tun wollen, und wenn Russell Allen sagt "wir sind hier und wir meinen es ernst", dann sind das keine leeren Promo-Phrasen, sondern Aussagen, an denen man sich messen lassen will und wird. Dass die Musiker ihre derzeitigen Prioritäten richtig gesetzt haben, wird schnell klar und kann uns Zuhörern nur recht sein, denn dass jeder für sich weiß was er tut, steht außer Frage. Dass sich das Quartett binnen relativ kurzer Zeit aber so gut aufeinander einschießen würde, ist durchaus bemerkenswert.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de