Adorned Brood „Kuningaz“ / VÖ 23.11.2012

 

 

 

Adorned Brood? Das waren doch die Grevenbroicher Vorreiter des deutschen Heiden Metals, die bis zum Jahr 2000 drei exzellente Alben veröffentlicht hatten, danach einige stilistische Experimente veranstalteten, um dann zum Pagan Metal zurück zu kehren - allerdings in seiner schlimmsten Form des Sauf- und Schunkel-Gedudels. Soweit mein Vorurteil. Zum Glück werden Vorurteile manchmal auch widerlegt. Auf ihrem neuen, mittlerweile achten Album „Kuningaz“ haben die Jungs (und Mädel) aus NRW wieder die Kurve bekommen. Schon der Opener und Titeltrack (nach etwas zu lang geratenem Intro) kann voll überzeugen. Der Song hat alles, was eine moderne Pagan-Hymne so braucht. Einen eingängigen (an Ensiferum gemahnenden) Refrain, überraschende, musikalische Gewaltausbrüche beinhaltende Breaks und überhaupt jede Menge Wendungen, die den Song zum wohl besten kompositorischen Werk der Band seit „Asgard“ machen. Das Niveau kann natürlich nicht über die volle Distanz von 50 Minuten Spielzeit gehalten werden – allzu große Ausschläge nach unten sind aber nicht zu verzeichnen. Positiv fällt vor allem auf, dass sich diesmal keine peinliche Coverversion auf das Album verirrt hat. Allgemein legt man wieder mehr Wert auf musikalische Details als auf vordergründige Stimmungsmache. Das soll nicht heißen, dass es auf „Kuningaz“ nicht eingängig zugeht. Ganz bestimmt nicht. Fast jeder Song hat ein paar schmissige Parts abbekommen – sei es eine folkig-fröhliche Flöten- und Geigenmelodie („Just a Fight“), sei es ein markiger Refrain („Victory or Valhall“) oder sei es ein eingestreuter Flöten-Kasatschok („Men“). Überhaupt muss man feststellen, dass die Flöte wieder vermehrt eine wichtige Rolle im Klangbild von Adorned Brood einnimmt (die beiden kurzen Instrumentale zu Ehren von Odins Raben „Hugin“ und „Munin“ nur als Beispiel). Und wie es auf einem gutklassigen Album sein sollte, gibt es zum Abschluss noch einmal ein echtes Highlight. „We are Legion“ ist wieder eine hochkarätige Paganhymne mit einer sehr einprägsamen Melodie, einem schönen schlachtrufartigen Chorus sowie einem akustischen Mittelteil inklusive gelungenem Klargesang. Insgesamt gibt sich Frontmann und einzig verbliebenes Urmitglied Frost keine Blößen. Zumeist keift er in bester War-Metal-Manier – aber es gibt auch viele raue Sprechgesänge und –Chöre zu hören. Ich vermisse lediglich die weiblichen Akzente, für die früher Ingeborg-Anna zuständig war.

 

Dennoch ist „Kuningaz“ ein überraschend starkes Album geworden. Die Texte sind natürlich dem Genre entsprechend klischeebehaftet, aber größere Peinlichkeiten werden gekonnt umschifft. So kann man der Band nur gratulieren. Die Fans der letzten Alben werden wohl nicht allzu sehr vor den Kopf gestoßen, und gleichzeitig können Einige, die der Band nach den letzten drei Alben den Rücken gekehrt hatten (so wie der Verfasser dieser Zeilen), wieder mit Adorned Brood versöhnt werden.

 

Alexander Dontscheff – www.sounds2move.de