Adorned Brood „Heldentat“ / VÖ 29.09.2006

 

 

Beinahe unbeobachtet (zumindest von der führenden Fachpresse) haben Adorned Brood Ende September ihr 5. Studio-Album „Heldentat“ veröffentlicht. Die Band aus Grevenbroich, die Ende der 90er Jahre zwei Referenzwerke des deutschen Pagan/Folk-Black-Metals („Hiltia“ und „Wigand“) veröffentlicht hat, dürfte mit ihrer neuesten Scheibe bei den alten Fans endgültig in Ungnade gefallen sein. War das Vorgängeralbum „Erdenkraft“ (2002) bereits deutlich ruhiger ausgefallen, sind nun auf „Heldentat“ sämtliche Pagan- und Black-Metal-Einflüsse - sowohl musikalisch als auch textlich - über Bord geworfen worden. Das Flötenspiel von Ingeborg Anna, neben Sänger Frost das letzte Mitglied, das alle Alben eingespielt hat, scheint die einzig verbliebene Konstante in der Musik von Adorned Brood.

 

Was hat man also von den 5 Rheinländern anno 2006 zu erwarten? „Heldentat“ bietet abzüglich Intro 11 (Folk)-Metal-Songs, überwiegend im Midtempo-Bereich angesiedelt. Was die Gitarrenarbeit angeht, kann man durchaus einige Parallelen zu neueren Subway-To-Sally-Scheiben ziehen. Größter Kritikpunkt meinerseits ist der neue Gesangsstil von Leadsänger Frost. Seine normale, raue Stimme klingt fast punkig und ist wenig ausdrucksstark. Besser wird es, wenn er seine cleane Stimme gebraucht oder in den wenigen, härteren Passagen im alten Stil herumkeift. Die Stimme von Ingeborg Anna ist nach wie vor über jeden Zweifel erhaben.

Die inzwischen fast ausschließlich in Deutsch verfassten Texte schwanken zwischen hintergründig („in Vitro“, „Gezeichnet“) und platt („Sandmann“, „Der Albtraum“). Anspieltipps sind das ruhige „Farewell“, das von Frosts und Ingeborg Annas melodischem Wechselgesang geprägt ist, der eingängige Titeltrack, das Instrumental „Tierra del Fuego“ und das Bots-Cover „7 Tage lang“. Warum man bei letzterem jedoch den Text verändert hat, so dass der ursprüngliche Sinn völlig verzerrt wird, ist mir schleierhaft. Schließlich ist der 70er-Jahre-Hit der niederländischen Folk-Band kein platter Sauf-Song, sondern hat auch eine sozialkritische Aussage.

 

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der letzte Song durch mehrere Minuten Stille auf über neun Minuten gestreckt wurde. Solche „Hidden Tracks“ fand ich vor 10 Jahren schon eher lästig als originell. Es drängt sich der Verdacht auf, das damit die etwas dürftig geratene Spielzeit kaschiert werden soll. Fazit: Wer sich nach der vierjährigen Pause bei Adorned Brood eine Rückbesinnung auf alte „Heldentaten“ erhofft hat, dürfte von der aktuellen enttäuscht sein. Wer „Erdenkraft“ mochte und auch gerne Bands aus dem metallischen Mittelalter-Genre hört, sollte die CD mal antesten.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 23.10.2006