AC/DC „Backtracks“ / VÖ 06.11.2009

 

 

 

„An album worth selling your soul for“! Naja, ganz so weit sind wir noch nicht und das eben rezitierte Zitat stammt aus Zeiten der Werbekampagne zu AC/DCs Klassiker “Highway to Hell”. Das entsprechende Poster ist nämlich im dicken Booklet der „Backtracks“-Box zu sehen, genau wie massenweise andere Schnappschüsse, Flyer, Poster, Pässe etc..

 

Und natürlich hat „Backtracks“ auch vor allem für die Ohren einiges im Gepäck. Dabei muss man ganz klar sagen, dass AC/DC seit jeher ein teures Pflaster für Jäger und Sammler sind. Und auch von „Backtracks“ gibt es eine Giga-Edition, nämlich mal eben als funktionsfähiger Gitarrenverstärker (!) samt diverser Gimmicks und je einer weiteren DVD (eine Liveshow von 2003 aus dem Zirkus Krone) bzw. CD. Wir konnten wenigstens die normale Edition, die „nur“ mit 2 CDs und einer DVD („Family Jewels 3“) aufwartet, vorab antesten. Dabei darf wie eigentlich immer attestiert werden, dass die Riffrock-Lichtgestalten ihrer Legion von Anhängern wieder viel bieten, wobei man langsam aber sicher das Gefühl bekommt, dass die Archive der Band die Ausmaße eines Lochs ohne Boden zu haben scheinen. Dem geneigten Fanatiker wird’s natürlich recht sein, denn er bekommt aktuell mit „Backtracks“ wieder viele Puzzleteile für seinen Gebetsschrein. So wird hier etwa das als durchaus untypisch zu bezeichnende „Love Song“ (ursprünglich auf der australischen „High Voltage“ LP erschienen) ans Tageslicht befördert, das man – wenn man es nicht besser wüsste – voller Überzeugung den Rolling Stones und nicht Angus Young und Co. zuweisen würde, während bei „Crabsody in Blue“ die Blues-Wurzeln der Band überdeutlich zu hören sind. Ebenfalls nicht jeder hat den Soundtrack zu „Last Action Hero“ im Schrank stehen, dessen AC/DC-Beitrag „Big Gun“ hier ebenfalls zu finden ist.

 

Weniger aufgeregt darf man guten Gewissens bezüglich der CD mit Live-Songs sein. Zwar stammt alles von mehr oder minder raren und exotischen Aufnahmen / Veröffentlichungen, aber die Trackauswahl ist nicht so spektakulär wie es sich mancher Die Hard-Fan vielleicht erhofft hätte (wenngleich sich auch hier ein paar Leckerbissen finden). Dafür haben sich nämlich zu viele Standards in die Auswahl gemischt („Highway to Hell“, „Let there be Rock“, „You shook me all night long“), die auch jeder Wochenendrocker aus dem FF kennt. Hinzu kommt, dass vereinzelte Live-Aufnahmen die Tonqualität des restlichen Materials nicht halten können, während die vertretene „Jailbreak“-Version auf 13 Minuten gestreckt wurde, was aus der Konserve weitaus weniger mitreißend ist als wenn Riff-Meister Angus derartiges in der Live-Situation abzieht. Doch dafür macht die „Family Jewels“ DVD vieles wett, da hier der eine oder andere Hingucker bereitsteht. Als Beispiel sei das Video zu „It’s a long way to the top (if you wanna Rock N Roll) genannt, bei dem inmitten von Hochhäusern auch mal munter ein Dudelsack gequält wird. Sehenswert ist zudem das Making-of zum „Hard as a Rock“ Clip (das eigentliche Video ist natürlich ebenfalls enthalten), bei dem AC/DC in einer Art Pyramide aus Metallstreben performen, während selbige von einigen eigenes angekarrten Anhängern belagert wird – kultverdächtig. Darüber hinaus schlägt der dritte „Family Jewels“-Teil eine Brücke in die Gegenwart, da auch die Videos zu den „Black Ice“-Nummern „Anything goes“ und „Rock N Roll Train“ (samt Making of) hier zu finden sind. Wenn man über kleine Schwächen im Gesamtpaket hinweg sieht, wird dennoch schnell ersichtlich, dass man „Backtracks“ jedem Fan der Australier getrost unter den Christbaum legen kann. Denn Freude hat man an diesem Teil garantiert, selbst wenn man (verständlicherweise) zu geizig für die Verstärker-Edition sein sollte.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 26.11.2009