Trail of Tears "Free Fall Into Fear" - Plattenkritik / VÖ 28.02.2005

Trail of Tears waren noch nie eine schlechte Band, vielmehr konnte die Schwedische Formation mit ihrem letzten Werk A New Dimension of Might richtiggehend überzeugen. Dennoch fehlte es immer am letzten Puzzlestück, am entscheidenden Funken Originalität und Eigenständigkeit, um aus der Masse hervorzustechen. Vielmehr wurde die Gruppe oft als bessere Tristania Kopie belächelt, da beide Gruppen sich in Sachen Sound, Gesang und Produktion doch sehr ähnelten. Was auch dazu führte, dass Trail of Tears Frontgrunzer Ronny Thorsen, als Aushilfssänger das Tristania Album World of Glass einsang. Doch mit dem neuen Opus Free Fall Into Fear, sollen solche Vergleiche endgültig vergessen gemacht werden, da sich die Band in einem musikalisch völlig neuem Gewand präsentiert.  

Doch bevor wir einen Blick auf die Musik werfen, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Bandbesetzung, da auch dort eine interessante Neuerung durchgeführt wurde. Sängerin Cathrine Paulsen, bisher für die klaren Gesangspassagen zuständig, beschreitet nicht mehr länger den Weg der Tränen, sondern wurde auf Grund Künstlerischer / Menschlicher Differenzen gefeuert. Doch wurde der vakante Gesangsposten nicht durch eine neue weibliche Stimme ersetzt, sondern an Kjetil Nordhus, Sänger von Green Carnation und langjähriger Freund der Band, weitergereicht. Somit besetzen nun zwei männliche Stimmen die Mikrofone und liefern sich ein dramatisches, aber auch kontrastreiches Gesangsduell, das in dieser Form seines gleichen sucht. Mit dieser gesanglichen Umstrukturierung haben Trail of Tears sprichwörtlich das fehlende Puzzlestück gefunden, jenes Element entdeckt dass ihnen eine eigene, aber vor allem auch originelle Identität verleiht.  

Neben der Neuerworbenen gesanglichen Eigenständigkeit, hat sich aber auch musikalisch, wie schon erwähnt, einiges bei den Schweden getan. So wurden alle Songs von unnötigem Ballast befreit, wirken strukturierter und weniger überladen als die früheren Kompositionen und kommen vor allem schneller auf den Punkt. Nie haben Trail of Tears härter geklungen, nie haben ihre Lieder soviel groovende Beats in sich getragen, was diesen Mix aus Black, Death und leichtem Gothic Metal durch und durch begeisternd macht. In jeder Spielsekunde kann man es heraushören, wie ernst es der Gruppe mit der Neuorientierung ist, da jeder Song mit brachialer, aber auch melodischer Gewalt aus den Boxen hämmert, ohne an die alten Zeiten zu Erinnern. Mit Songs wie Joyless Trance of Winter (ein Hammersong), Carrier of the Scars of Life, Cold Hand of Retribution oder Watch you Fall, legen die Schweden einem Nackenbrecher vor, die man jetzt schon als Klassiker der Bandgeschichte bezeichnen kann.  

Selten zuvor hat eine musikalische Umorientierung, einer Band so gut getan, wie es hier bei Trail of Tears der Fall ist. Es wurden alle Schwächen und Kritikpunkte der Vergangenheit ausgemerzt, aus den Ruinen etwas Neues erbaut, das sich innerhalb des Genres als originell und eigenständig bezeichnen kann. Mit Free Fall Into Fear haben Trail of Tears ihre Meisterprüfung abgelegt, eines der besten dunklen Alben des Jahres in die Läden gehievt und endgültig jeden Tristania Vergleich in die Wüste geschickt.  

Nando Rohner – http://www.sounds2move.de/ / 02.05.2005