Die Skeptiker "DaDa in Berlin" / VÖ 26.10.2007

Da wird einem warm ums alte Punkrockherz. Über zehn Jahre ist es her, dass mir der indizierte "Schlachtrufe BRD"-Sampler mit "Straßenkampf" in die Hände fiel. Im autonomen Jugendzentrum wurde damals "Da Da in Berlin" mitgegröhlt. Eigentlich bin ich zu jung um Die Skeptiker noch wirklich zu kennen, dennoch haben sie mich und auch viele andere meiner Generation (mit)geprägt. 1986 in der DDR gegründet, von der FDJ gefördert, in der Punkszene nicht unumstritten. Das waren Die Skeptiker vor zwanzig Jahren.

2000 folgte die Trennung der "deutschen Dead Kennedys", doch zum 20-jährigen Bandjubiläum tauchen sie wie Phönix aus Asche wieder auf deutschen Bühnen auf. Da inzwischen auch die meisten alte Alben der Ostberliner nicht mehr im Handel erhältlich sind und sich das Neuauflegen schwierig gestaltet, wurden kurzerhand die Fans gefragt, welche Lieder neu eingespielt werden sollen. Dabei herausgekommen ist eine beeindruckende Werkschau der anderen Art: 15 Klassiker mit Kultstatus der Skeptiker erblicken erneut das Licht der Welt. Dank moderner Technik und dem Endmix von keinem geringeren als Harris Johns (Kreator, Slime) ist der Sound weniger roh, dennoch haben Die Skeptiker nicht am Konzept des Drei-Akkorde-Schrammel-Punks gerüttelt. Hier werden weiterhin Drumsticks en masse verschlissen und Gitarren geprügelt, dass es bisweilen in den Ohren klingelt. Die geschulte Stimme Eugen Balanskats, die in für eine Punkrockband ungewöhnlichen Melodiegefilden wildert und die ausgefeilte Lyrik abseits von Hast-du-ma-ne-Mark-ich-wil-saufen-Deutschpunks bietet, unterschieden die Skeptiker schon immer von anderen Punkbands. Sie wettern durchdacht gegen Staat, Vereinigtes Europa und Kommerzialisierung, ohne jedoch in Plattitüden zu verfallen. All das macht "Da Da in Berlin" so perfekt für Freunde des intelligenten Punkrocks, die entweder ihre Sammlung komplettieren möchten, einen Einstieg in die gute alte Zeit suchen oder, wie ich, einfach in Nostalgie schwelgen möchten.

Katrin Reichwein - www.sounds2move.de / 31.10.2007