Die
ersten Klänge der selbst produzierten Demo-CD "Time Is Not
Mine" klingen vielversprechend. Das Schlagzeug brettert druckvoll
nach vorne los, die Gitarren brummen tief und eine melodische Bassline
ist auch da. So weit, so gut. Leider macht der Gesang, insbesondere
der mehrstimmige Screampart auf dem Titeltrack "Hopeless",
diesen ersten Eindruck zu Nichte. Ich komme alleine durchs Hören
nicht ein mal dahinter, ob es sich nun um einen deutschen oder englischen
Text handelt. Schade, denn die 6 Tracks zeigen auf rein instrumentaler
Ebene, dass hier Leute vom Fach am Werk waren. An einigen Stellen holpern
die Übergänge von fetten Gitarren zu ruhigen melodischen Parts
zwar noch ein wenig, aber im Großen und Ganzen bieten Scrubs einen
ziemlich fetten Sound für eine Eigenproduktion. So fett der Sound
aber sein mag, die schlechte Aufnahmequalität der Vocals kann er
nicht wett machen.
Ihr Stil ist grob unter Crossover oder NuMetal ein zu ordnen. Selbst
bezeichnen es die vier Allgäuer als IndieCore. Moshcore fürs
Jugendzentrum träfe es im Fall des Demos wohl eher.
Durch die, im Päckchen enthaltene, Live-CD "Rockin Action
- Open Air Hinterberg 2004" können Scrubs bei mir aber wieder
ein bisschen Boden gut machen. Denn hier merkt man nun doch, dass sie
es nicht ohne Grund in den Supportband-Slot von Größen wie
Slut, Shelter oder Flyswatter geschafft haben. Die Liveaufnahmen sind
zwar ebenso rauh und ungeschliffen wie die Demo, aber hier passen die
einzelnen Parts zusammen und auch Sänger Mathias scheint die zwei
Jahre zwischen den beiden Releases genutzt zu haben, um stark an seiner
Stimme zu arbeiten. Live zeigen Scrubs ungeahnte Liebe zu Melodie und
eingängigen Refrains, nicht ohne jedoch an Härte zu verlieren.
Die Songs gehen mehr in Richtung amerikanischen Punkrock mit einer kleinen
Prise NuMetal. Dieser Stilmix steht dem Quartett weitaus besser. Besonders
sticht das Liebeslied "Bei dir", das über weite Strecken
nur von ruhigen Gitarren getragen wird, hervor. Ein sehr schönes
Stück Musik, das schon fast zu guten Singer-/Songwriter-Stücken
gezählt werden darf.
Ich ziehe aus all dem das Fazit, dass Scrubs eine sehr gute Liveband
ist, die aber noch starken Nachholbedarf in Sachen Studioarbeit hat.
Eine Band, die sich noch mitten in der Entwicklung befindet. So weit
dies bisher abzuschätzen ist, geht die Entwicklung in die richtige
Richtung. Und ist es nicht auch einfach spannend zu sehen, wie sich
eine Band verändert? Man wird Scrubs wohl nicht sofort lieben,
aber eine Chance sollte man ihnen geben.
© Katrin Reichwein -
www.sounds2move.de / 02.04.2005
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