Schrottgrenze - "Château Schrottgrenze" - Plattenkritik / VÖ 31.03.2006

Alles neu macht der Mai? Nein. Der März! Neues Label, neues Line-Up und neues Album sorgen in Hamburg-Eimsbüttel für Aufregung: Am 31.03. bringen Schrottgrenze ihr nun fünftes Studioalbum raus. "Château Schrottgrenze" ist "im Prinzip unsere Version eines Self-Titled-Albums", so Sänger und Frontmann Alex Tsitsigias. Schon bevor man gelesen hat, wer hier auf dem Produzentenstuhl saß, schießt einem ein Name und eine Stadt in den Kopf: Tocotronic und unverkennbar Hamburg. Und produziert wurde das Album tatsächlich von Tobias Levin (Tocotronic, Kante, Surrogat). Seit den Anfangstagen von 1992 als Schrottgrezne als Schüler-Punk-Rock-Hau-Drauf-Band anfingen, hat sich viel verändert. Inzwischen geht der Sound deutlich in Richtung Indie-Gitarren-Pop und eben auch in die angesprochene Hamburger Schiene, aber immer ohne dabei zu kopieren. Schrottgrenze haben nichts von ihrer Punkattitüde dafür verkauft. Popappeal und Majorlabel hin oder her, Schrottgrenze gehen einfach ihren eigenen Weg, betreten Neuland und schaffen damit ihr ganz eigenes Ding.


Mächtige Melodien und schlichte Poparrangements machen "Château Schrottgrenze" aus. Doch auch auf kleine Experimente für den besonderen Klang wurde nicht verzichtet. So kamen zum Beispiel Instrumente, die wohl kaum einer kennt oder gar zu bedienen weiß, wie das Tasteninstrument Melotron oder das elektronische Thermin zum Einsatz. Die Experimentierfreunde überschattet das Album aber nicht mit ungewohnten Klängen, man hat sie bewusst dezent eingesetzt, so dass der zurückgeschraubte Gitarrensound noch viel mehr zur Geltung kommt.
Die neuen Texte gehen unter die Oberfläche, verarbeiten Schrottgrenze's eigenes Gefühlsleben ("Schrottgrenze", "Seit ich alles von Dir weiß"). Im Gegensatz zum 2004er-Vorgänger "Das Ende unserer Zeit" verarbeiten Schrottgrenze aber nicht nur ihre privaten Ängste und Sorgen, mit "Château Schrottgrenze" gehen sie einen Schritt weiter, hin zu fantasievollen Traumwelten ("Fotolabor", "Wie ein Geist, bloß immer da"). Dabei bleibt das Besungene fast immer frei interpretierbar. Trotz der durchgängigen Traurigkeit der Songs überlassen sie die Befindlichkeitsfixiertheit den anderen. Peinlichkeiten und Kitsch hat man woanders zu suchen.


Einen kleinen, aber feinen Einblick in die Arbeiten zum kommenden Album "Château Schrottgrenze" bietet das von Schrottgrenze erstellte Studio-Movie (real | quicktime), natürlich unterlegt mit der neuen Musik!

Katrin Reichwein- www.sounds2move.de / 27.02.2006