Saga "10,000 Days" / VÖ 19.10.2007

Vor einem Jahr prophezeite ich in der Rezension zu Sagas "Trust", dass es nach 16 Studioalben und knapp 30 Jahren im Geschäft Zeit für Saga sei ans Aufhören zu denken. Und siehe da, mit Album Nummer 17 trennt sich Sänger Michael Sadler von seinen Weggefährten, die sein Leben über "10,000 Days", so der Titel des Werkes, begleiteten. Nicht im Streit gehen Saga und ihr Sänger auseinander, Sadler hat rein private Gründe für seinen Weggang. Nach all den Jahren wird es Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Ein neues Kapitel schreiben Saga mit "10,000 Days" allerdings nicht. Gewohnt Saga-typisch bleiben sie ihrem altbewährten atmosphärischen Prog-Sound treu. Fünfzig Minuten lang nehmen die Kanadier die gewillte Hörerschaft auf eine Reise durch traumhafte Klangwelten und über weitläufige Soundteppiche mit. Persönlich habe ich nichts gegen Songs jenseits der 5-Minuten-Grenze, aber das Gitarrengekniedel, das Saga so unverkennbar macht, schmerzt auf Dauer. "Corkentellis (instr.)" zum Beispiel ist so ein Track. Wie der Titel schon sagt, ein Instrumentalstück, das wirklich über ganze sieben Minuten nichts anderes macht als zwischen den fiepsigen Gitarrensoli Ian Crichtons und verträumten Keyboardkaskaden hin und her zu jonglieren. Ein musikalischer Schwanzvergleich, der einiges abverlangt nicht die Skip-Taste zu drücken. Auch auf textlicher Ebene wird das Ende einer Ära nicht thematisiert. Lediglich das etwas zu kitschig geratene "More Than I Deserve" ist an Fans, Beobachter und Freunde Sadlers gerichtet. Ein kleines Dankeschön für all die gemeinsam verbrachten Stunden. "10,000 Days" sollte zwar kein düsteres Abschiedskonzept verfolgen, wirkt rundherum dennoch melancholischer als die Vorgänger. Sadler klingt bisweilen wehmütig. Fans der ersten Stunde wird dies weniger stören. An ihren Instrumenten sind die Herren sicher und begabt wie eh und je, wo Saga drauf steht, ist Saga drin, alles andere ist wohl Geschmackssache.

Katrin Reichwein - www.sounds2move.de / 05.11.2007