Saga "Trust" / VÖ 21.04.2006

Nach 16 Studioalben und knapp 30 Jahren im Geschäft sollten manche Bands lieber ans Aufhören denken. Die kanadischen Prog-Rocker Saga tun sich nicht unbedingt einen Gefallen nach dem eher mauen Vorgänger "Network" (2004) ein weiteres Album zu veröffentlichen, das genau wie "Network" alten Zeiten nachhängt, es aber nicht schafft eine Brücke zwischen Tradition und Moderne zu schlagen. Die opulenten Melodien, bombastischen Keyboard-Arrangements und sinfonischen Gitarrensoli auf "Trust" sind überholt. Ganz einfach. Man sollte den Hut ziehen, bevor es peinlich wird. Den Fans zu Liebe sind auf "Trust" wieder mehr progressive Elemente zu hören. Nur der durch technische Möglichkeiten bessere Sound und die detailreichen Arrangements machen einen Unterschied zum Debüt von 1978 hörbar und damit überflüssig. Wer in der Mittelhessen-Arena Wetzlar (seit März: Rittal Arena) auftritt, hat sowieso schon verloren oder mag man wirklich auf der selben Bühne wie David Copperfield oder die Kastelruther Spatzen stehen?! Wer das will, begebe sich am 17. Mai dort hin.


Der Tipper dieser Zeilen kann sich nicht entscheiden, ob ihm die Ohren bluten oder ob sich einfach Taubheit infolge monotoner Langeweile und Belanglosigkeit eingestellt hat. "My Friend", eine klassische Ballade mit Bläsern, zeigt eine andere Seite der Band und ist damit der einzige Lichtblick eines Albums, das sich von vorne bis hinten gleich anhört. Auf "On the other side" versuchen Saga zwar auch zu zeigen wie sie in den alten Saga-Sound neue Elemente einfließen lassen wollten, aber gelungen ist das nicht wirklich. Das dem Irish Folk entsprungene Akkordeon verschwindet schnell wieder hinter Wänden aus Synthesizern. Nur nicht zu viel Neues wagen lautet die Devise. Alte Fans sollen nicht verschreckt werden und neue hat es wohl nicht mehr nötig. Es fällt deutlich schwer für junge Hörer in den sphärischen Sound einzutauchen, kennen sie Prog-Rock doch heute nur noch von The Mars Volta oder Mew, womit die 'erste Neoprog-Band' Saga aber nicht viel zu tun hat.

Katrin Reichwein - www.sounds2move.de / 25.04.2006