Pussy Sisster -"Hot Like Hell" EP / VÖ Februar 2007

Klassicher als Pussy Sisster kann eine originale Sleaze-Rock-Band aus der 1980ern auch nicht klingen. Wäre da nicht der schlecht kopierte Waschzettel des Managements, könnte man meinen, dass sich Guns N’ Roses oder die L.A. Guns einer Verjüngungskur unterzogen haben. Doch Pussy Sisster haben mit den Achtzigern gerade mal so viel zu tun, als dass die vier Karlsruher zu Anfang dieses trashisgen Musikjahrzehnts geboren wurden. Das Wissen darum kann nur aus Geschichtsbüchern kommen. Die Anfang-Zwanziger bedienen jedes noch so schlimme Sleaze-Klischee: ein bisschen Schminke hier, toupierte Haare da, dazu ein paar Stiefel und Spandexhosen, die einfach an niemandem gut aussehen, weder damals noch heute. Sex 'n' Drugs 'n' Rock 'n' Roll als konsequent gepredigter Lifestyle. Auch musikalisch schlagen die 'Pussy Rock’n Roller' voll in die Kerbe der Vorbilder Kiss und Mötley Crue. Mit der im Februar erschienenen EP "Hot Like Hell" schicken Alex Sex, Joe Johnson, Mark Heart und Mr. Coma vier dreckige, aber technisch durchweg einwandfrei gespielte Songs ins Rennen.

Der Titeltrack "Hot Like Hell" besticht in erster Linie durch treibende Drums, einen eingängigen Refrain und, wie es sich für echte Sleazer gehört, einem Gitarrensolo in der Mitte des Songs. Die Lyrics erscheinen zweitrangig, besingt Alex Sex doch nur ein heißes Pin-up-Girl, das sich auch auf dem Cover der EP wieder findet. Mit dem von Gitarrensoli-überladenen "Pussy Sisster" haben sie ihr Manifest geschrieben. Die Ansprüche sind hoch gesteckt: "Hey Guys, we are the new sensation. We burn like fire, we‘re ready to fight. We are the Pussies, who are you? We will never stop before you fall down to the ground." Weniger ist allerdings oft mehr. "On My Way" hingegen ist eine echte Überraschung. Hier zeigen die Pussies, dass es auch ohne überzogene Orientierungen an ehemaligen Ikonen gehen kann. Diese Ballade ist zeitlos, kraftvoll und überaus mitsingbar. Alex Sex verzichtet hier endlich auf den Versuch Gesangseinlagen á la Axl Rose nachzuahmen, der in den anderen Songs immer unnatürlich klingt und nie den gewünschten Effekt erreicht. "Vampires of Death" knüpft an den Anfang der EP an: Stadionrock-"Ohohohoh"-Choreinlagen, verkrampfter Gesang und wieder einmal mehr ein langes Solo (als ob Gitarrist Joe Johnson jetzt noch beweisen müsste, dass er zum spielen eines solchen fähig ist) wecken verstaubte Erinnerungen an Bon Jovi.

Der Bedarf an Platten und Bands, die versuchen die Vergangenheit zurück zu holen, scheint jedenfalls zu bestehen. Im März gehen Pussy Sisster auf große UK-Tour und auch sonst füllen sie schon jetzt größere Hallen in ganz Europa. Getreu dem Motto "Früher war alles besser". Ob das stimmt, sei dahin gestellt.

Katrin Reichwein - www.sounds2move. de / 28.02.2007