Ostkreutz - "Gang Bang" - Plattenkritik / VÖ 28.04.2006

Alle Welt redet über Ostkreutz ohne zu wissen, wer oder was das ist. Ostkreutz ist eine S-Bahn-Haltestelle in Berlin, so viel zur Realität. Im virtuellen Kosmos erweist sich Ostkreutz als die russische Antwort auf Rammstein und Scooter zugleich. Minium, Maxium und Medium heißen die drei Kraftwerk-Liebhaber aus dem Ostblock dahinter. Sie leben über ganz Europa verteilt und arbeiten in Ost-Berlin. Das ist dann auch schon alles, was sich über Ostkreutz in Erfahrung bringen lässt. Laut Presseinfo solle man sie sich als verrücktes Monster vorstellen: Minimum ist das Bein, mit denen es läuft und den Rythmus vorgibt, Maximum der Kopf mit großer Sonnenbrille und Medium der Rumpf, der sich um das visuelle Erscheinungsbild, in Form von Video-Podcasts und Bildern, der Band kümmert.

In der ersten Single "Gang Bang" dreht sich alles um hundert Mädchen, die in einer Ost-Berliner Sackgasse angegriffen werden. Das sagt zumindest der Pressetext, denn leider verstehe ich nicht ein Wort des transylvanischen Dialekts, in dem Maximum singt. Der Videoclip zu "Gang Bang" ist untertitelt und erzählt wieder eine andere Geschichte: Es geht darum immer weiter zu machen, nicht aufzugeben, dass man nie alleine ist und um Minenlaster in Usbekistan. Aber ganz ernsthaft: Auch das ist total sinnfrei. Lernt "die Mutter aller Schlaftrufe" auswendig: "uiuiuiui" [weiter, weiter, weiter] und ihr habt wohl alles begriffen. Ostkreutz wollen anders sein; einen Kult um sie herum kreiieren. Ob das von Bestand ist, wird sich zeigen, die marketingstategischen Ansätze sind gut, aber ob es musikalisch reicht, ist abzuwarten. "Gang Bang" ist ein rockiger Partykracher mit ein Paar Samples, nicht mehr, nicht weniger. Erinnert sich noch jemand an Andrew W.K.s "Party Hard"? So ungefähr. Stimmlich erinnert Maximum an Dick Valentine von Electric Six. Die beiden B-Seiten "Berlin" und "Message" setzen musikalisch da an, wo "Gang Bang" aufhört. "Berlin" bedient sich dreist der Textzeile "Ich fühl' mich gut! (Ich steh' auf Berlin)" des 80er Jahre Hits "Berlin" von Ideal. Nach weiterem Grübeln geht dann das Licht auf, dass es sich ganz einfach um eine Coverversion handelt. - Das ist ja nicht so leicht zu erkennen, wenn man sonst kein Wort des Textes versteht. Letzten Endes geht es wohl nicht ums Verständnis, denn auch Ostkreutz selbst wollen nur Spaß: "RELAX! - DONT TAKE IT ALL TOO SERIOUS - IN THE END ITS ONLY ROCKNROLL - BUT ONE OF THE BEST!!" (aus dem Ostkreutz Manual). Und Spaß macht es. Ja. In diesem Sinne: Uiuiuiui.

Katrin Reichwein - www.sounds2move.de / 19.05.2006