Magellan "Symphony For a Misanthrope" - Plattenkritik / VÖ 18.04 2005

Mit ihrem sechsten Album in 15 Jahren (!?), zelebrieren Magellan bzw. die beiden Brüder Trent und Wayne Gardner, eine Symphonie der Menschenfeindlichkeit. Noch nie wurde der progressive Sound von Magellan mit solch düsteren Texten versehen, in denen in jeder Strophe Resignation und Verbitterung mitschwimmt.

Nach dem gelungenen instrumentalen Intro Symphonette, legen die Gardner Brüder mit Why Water Weeds? sogleich den in allen belangen besten Song des Albums vor. Alleine der textliche Inhalt, in dem es um einen verbitterten Gott geht, der die Welt wie ein Basketball in die Hölle wirft, um sie fallen zu sehen, ist in seiner Grundidee höchst Interessant und Faszinierend. Die musikalische Umsetzung weiß ebenfalls zu begeistern, ist dem Thema angemessen düster aber auch episch ausgefallen. Von Anfang an wird in diesem Song ein dramatischer Bogen gespannt, mit famosen Instrumentalpassagen verfeinert, was das ganze zu einem anspruchsvollen Hörerlebnis  macht. 

Doch Magellan wären nicht Magellan, wenn es nicht noch anspruchsvoller ginge, wenn die ganze progressive Verspieltheit nicht noch gesteigert werden könnte. So wird mit dem vierten Track Cranium Reef Suite (sollte ursprünglich auch der Albumtitel sein), dem Hörer ein 18 Minuten langes Prog-Monster serviert. Von einer durchgehenden Melodie begleitet, geben Magellan hier einfach alles, geben sich vollends vertrackten musikalischen Strukturen hin. Dabei übertreiben sie es aus meiner Sicht ein wenig, was das im Grunde exzellente Stück ein wenig langatmig bzw. ermüdend macht. Dass es aber auch anders geht, dass die beiden Brüder auch heftig rocken können, zeigen die beiden in dem harten und metallischen Doctor Concotor, der dank seiner Zugänglichkeit auch gut als Anspieltipp herhalten kann. Neben den erwähnten Songs, findet man noch die traurige Ballade Wisdom (ganz OK), das instrumental Pianissimo Intermission (schön aber nicht essenziell) und dem gelungenen Song Every Bullets Needs Blood, auf dem Album vor.

Man muss es den beiden Gardner Brüder schon lassen, es ihnen eingestehen, dass sie ihr Handwerk in Sachen progressiver Musik fast schon Meisterlich verstehen. Jede Melodieführung und jede Gesangsstrophe ist genau durchdacht und aufeinander abgestimmt, kein Detail wurde dem Zufall überlassen. Doch hier liegt auch der Kritikpunkt vergraben, da durch dieses Durchdachtheit jegliche Improvisation und Ungekünsteltheit von Anfang an ausgeschlossen wird. Das ganze Album ist durch und durch Kopflastig, kann mit seinem fast schon Perfektionismus anstrengend wirken, den progressiv ungeübten Hörer damit überfordern oder sogar abschrecken. Somit sollte der normale Verbraucher, diesem Album vor dem Kauf ein paar Probedurchläufe gönnen, während die Prog-Fans im Grund Blind zuschlagen können.

Nando Rohner – http://www.sounds2move.de / 7.05.2005