Ayreon "The Universal Migrator Part 2: Flight Of The Migrator" - Plattenkritik / VÖ 26.07.2004 (Re-Relase zusammen mit Part 1)

Mit The Dream Sequencer, hab ich ja schon den progressiven Teil von The Universal Migrator besprochen, somit dass es nun Zeit wird für den rockigen Bruder oder besser gesagt für Part 2: Flight Of The Migrator.

Nach einem wahrhaft wilden Gitarren und Keyboard Intro (Chaos), wird mit Dawn of a Million Souls, das Album schon mit dem ersten Highlight, einer wahren Perle aus dem Hause Ayreon, eröffnet. Von Anfang an, kann das Lied mit seiner mächtige Gitarrenarbeit, seiner epischen Grundstimmung und dem fantastischen Gesang von Symphony X Sänger Russel Allen (im Hintergrund von Damian Wilson unterstützt) begeistern. Dieser Song ist zu Recht ein Klassiker der Ayreon Geschichte, wobei dieses Album noch einen grösseren Klassiker als diesen im Angebot hat. Zur langsam Anschwelenten Musik, die unheilvoll und episch zugleich erklingt, erhebt sich die Stimme von Bruce Dickinson (Iron Maiden), um den gewaltigen Song Into the Black Hole anzustimmen. Dieses Lied ist eindeutig der Höhepunkt beider Universal Migrator Alben, einer jener Songs bei dem wirklich alles stimmt, jedes Detail unersetzbar und musikalisch kostbar erscheint. Mr. Dickinson singt über alle Massen erhaben, gibt dem Song mit jeder Strophe jene bedrohliche Atmosphäre, als ob sich wirklich ein Schwarzes Loch vor einem auftun würde. Dass die restlichen Songs auf diesem Album, jenes musikalische Meisterstück nicht übertreffen, mag bei der Klasse von diesem Song nicht erstaunen. Dennoch gehen Songs wie das rasante von Primal Fear`s Ralf Scheepers eingesungen Journey on the Wave of Time, To the Quasar mit Andi Deris (Halloween) hinterm Mikro oder das epische von Ian Parry (Elegy) dargebotene The New Migrator, immer noch als stark rockende Nummern, mit progressivem Einschlag durch. Neben den schon erwähnten Sängern, kann man auf Flight Of The Migrator noch die stimmlich Präsenz von Fabio Lione (Rhapsody), Timo Kotipelto (Stratovarious) und Robert Soeterboek (Wicked Sensation) ausmachen, die allesamt keinen Grund zur Kritik liefern.

Dass bei einem Ayreon Album, natürlich die Instrumentale Seite auch tadellos aus den Boxen hämmert, sollte jedem Fan bzw. Ayreonkenner klar sein. Hört euch nur den wilden Gitarrenausbruch bei To the Quasar an, oder die allgemeine Verspieltheit die sich über das ganze Album erstreckt, wobei keine Melodie zum Selbstzweck verkommt. Es scheint fast so, als ob Flight Of The Migrator Mr. Lucassen mehr am Herzen liegt als The Dream Sequencer, da hier deutlich mehr Detailarbeit vorgenommen wurde. Somit ist für mich der 2. Teil von The Universal Migrator, der unbestreitbare Gewinner, einfach das bessere Album und somit sicherlich eine uneingeschränkte Kaufempfehlung wert.  

Nachwort:
Ich frage mich schon, wer Mr. Lucassen auf die Schnapsidee gebracht hat, dass es richtig sei die progressiven Elemente von den rockigen zu trennen. Sicher die beiden Alben funktionieren auch so, sind für sich genommen als "Sehr gut" einzustufen, dennoch merkt man dass Möglichkeiten verschenkt wurden. Was wäre aus The Universal Migrator für ein großartiges Album geworden, wenn beide Spielarten geschickt miteinander vermischt worden wären. Es wäre Mr. Lucassen locker gelungen, sein Into the Electric Castle zu übertrumpfen, einen neuen noch größeren Klassiker zu erschaffen. Doch dies hat er nicht getan, sondern zwei Alben veröffentlicht, bei denen Part 1 für den Rockfan zu Ruhig und Part 2 für den Prog-Fan zu wild ausfällt. Dennoch sind beide Alben absolut Kaufenswert, erst Recht da sie nun zusammengefasst wurden, da beide Teile ihre Songklassiker aufweisen und trotz der Kritik, der Konkurrenz immer noch haushoch überlegen sind.  

Nando Rohner – http://www.sounds2move.de/ / 15.05.2005