36 Crazyfists „Collisions And Castaways“ / VÖ 23.07.2010

 

 

 

Die 36 verrückten Fäuste haben in den letzten Jahren eine Wandlung durchgemacht, Strömungen aufgenommen, sich mehr dem Metalcore geöffnet, dabei aber nie ihre ureigene Note vergessen und sich nie angebiedert. Als 2002 „Bitterness The Star“ erschien, wurde die Band für viele zu einem neuen Stern im langsam untergehenden New Metal, aber die Musik war noch viel mehr, Hardcore, Emocore, ein bisschen Post-irgendwas, immer leicht sperrig, aber trotzdem mit dem Gespür für Ohrwürmer.

 

Acht Jahre und vier Alben später hat sich nicht viel verändert. Nach einem Gitarrenintro legt „In The Midnights“ sofort mit vertracktem Geballer und ekstatischen Schreien los und, ganz wie immer und wunderbar vertraut, erscheint aus dem Nichts eine grandiose Gesangslinie, die Brock Lindow in seiner unnachahmlichen Art vorträgt. Sofort ist der Hörer gefangen in diesem vielleicht vielschichtigsten, sicherlich aber härtesten Werk der Bandgeschichte. Mit „Whitewater“ kommt der erste Hit fast punkig daher, „Death Renames The Light“ hätte sich auch gut auf der vorletzten All That Remains gemacht und „Anchors“ setzt härtetechnisch noch einen drauf.

Passenderweise gibt es danach ein wunderschönes Interlude als Verschnaufpause vor wiederum zwei härteren Stücken. Es ist im Verlauf des Albums immer wieder bemerkenswert, dass die (mittlerweile wieder) vier Herren aus Alaska eine enorme Entwicklung hinter sich haben und irgendwie doch wie immer klingen. Besonders deutlich wird dies zum Beispiel bei „Caving In Spirals“, eine Halbballade, die man stilistisch fast schon dem Post-Rock zuordnen kann und die durchaus live für Gänsehaut sorgen dürfte. Nach all der Ruhe kommt natürlich wieder eine ordentliche Ladung Metal(core). „The Deserter“ ist wohl das heftigste Stück, welches 36 Crazyfists je geschrieben haben und braucht sich vor Größen wie As I Lay Dying nicht zu verstecken. Zum Schluss wird bei „Waterhaul II“ die ganz große Experimentierkeule rausgeholt und alles in ein wirklich schönes Stück verpackt, was diese Band ausmacht.

 

Dieser letzte Satz passt so eigentlich auf das ganze Album. Es ist alles drin, was 36 Crazyfists ausmacht und das ist wirklich viel. Man hatte vielleicht auf anderen Alben schon mehr Hits am Start, aber „Collosions And Castaways“ ist mitnichten schlechter als seine Vorgänger, eher sogar besser. Es hat diesen Effekt, dass die 45 Minuten wie im Fluge vergehen und man automatisch wieder von vorn startet und wieder etwas Neues entdeckt.

  

Nils Obergöker www.sounds2move.de / 31.07.2010